Wie selbstverständlich standen die Stände der rechten Verlage zwischen den anderen auf der Frankfurter Buchmesse und boten Gastrednern wie Björn Höcke oder Martin Sellner eine Bühne. Das lief nicht ohne Gegenproteste ab. Medienjournalistin Brigitte Baetz erklärt, wer hinter diesen Verlagen steckt.

Besucher der Frankfurter Buchmesse protestierten gegen die Auftritte von Björn Höcke, AfD-Fraktionschef im Thüringer Landtag und bekannt für seine rechtsextremen Äußerungen und gegen den Chef der Identitären Martin Sellner. Polizei war im Einsatz - und das auf der Buchmesse.

Im Namen der Meinungsfreiheit: Rechte Verlage präsentieren sich

Der Sorge, rechtem Gedankengut eine Bühne zu bereiten und so salonfähig zu machen, steht der Anspruch der Meinungsfreiheit gegenüber. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels, Veranstalter der Frankfurter Buchmesse, erklärt auf seiner Seite, warum in diesem Jahr "einige rechte und rechtsextreme Verlage" eingeladen wurden: "Der Börsenverein tritt aktiv für die Meinungsfreiheit ein." Die Mitglieder treten gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus ein und sehen deshalb ihre Pflicht darin, sich mit diesen Verlagen auseinanderzusetzen.

Externer Inhalt

Hier geht es zu einem externen Inhalt eines Anbieters wie Twitter, Facebook, Instagram o.ä. Wenn Ihr diesen Inhalt ladet, werden personenbezogene Daten an diese Plattform und eventuell weitere Dritte übertragen. Mehr Informationen findet Ihr in unseren  Datenschutzbestimmungen.

Zu dieser Auseinandersetzung lädt der Börsenverein alle Besucher ein. Timo Reinfrank von der Amadeu Antonio Stiftung kritisiert in der Taz aber, dass Standnachbarn und Besucher auf diese Situation nicht vorbereitet wurden und so die rechten Verlage ihren Stand für die Inszenierung von Skandalen nutzen konnten. Gerade dem neurechten Antaios-Verlag ist das mit dem Auftritt von Björn Höcke gelungen. Der Verlag gehört dem "rechten Intellektuellen" Götz Kubitschek, erklärt Medienjournalistin Brigitte Baetz. 

"Früher wäre man vielleicht vorbeigegangen, jetzt guckt man doch ein bisschen neugierig rein: Ach was ist das denn, was dieser Rechtsintellektuelle denn so schreibt?"
Brigitte Baetz, Medienjournalistin

Am Stand der Jungen Freiheit bekam der Verleger Joachim Bergmann einen Schlag mitten ins Gesicht, als er Karlheinz Weißmann, einem Hauptvertreter der deutschen Neuen Rechten, widersprach. Die Junge Freiheit bringt eine Wochenzeitung heraus, die es durch Interviews mit nicht-rechten Persönlichkeiten geschafft hat, eine gewisse Glaubwürdigkeit aufzubauen und ganz normal zwischen anderen Zeitungen an den Kiosken auszuliegen.

Außerdem ist der Kopp-Verlag aus Rottenburg am Neckar vertreten, der vor allem im Online-Versandhandel aktiv ist. Inhaltlich bedient der Verlag Themen zwischen Esoterik, Verschwörungstheorien, alternativen Heilmethoden und rechtem Gedankengut.

Zwischen Überzeugung und Geschäftssinn

Der Ex-Linke Jürgen Elsässer betreibt den Compact-Verlag, der eine starke Internetpräsenz hat. Dennoch hat der Verlag keine große Leserschaft. , sagt Brigitte. Das auf edel gemachte Magazin Cato "erinnert von der Aufmachung ein bisschen an Cicero", sagt Brigitte. Das Magazin Cicero ist dem ersten Anschein kein "rechtes Blatt". "Aber die haben gemerkt, bevor sie in die Pleite rutschten, dass sie mit rechten Themen durchaus neue Käuferschichten gewinnen", sagt die Medienjournalistin. Das Magazin bedient demnach rechte Themen weniger aus Überzeugung als aus Geschäftssinn.

"Der Compact-Verlag ist so etwas wie der Lautsprecher der rechten Szene."
Brigitte Baetz, Medienjournalistin

Im Gegensatz zum Kopp-Verlag, eine Art Familienunternehmen, das vor allem online seine Titel vertreibt, sind die Bücher der anderen Verlage ganz normal in den Buchläden zu finden wie Udo Ulfkottes Bestseller "So lügen Journalisten".

"Es gibt mit Ausnahme von kleinen unabhängigen Buchläden, die stärker gucken, was bei ihnen verkauft werden soll, kaum noch Berührungsängste. Da hat sich schon etwas verschoben in der öffentlichen Wahrnehmung. Es ist nicht mehr die Bäh-Literatur, die man unterm Ladentisch verkauft."
Brigitte Baetz, Medienjournalistin

Das gedruckte Wort hat in der rechten Szene einen seriösen Ruf und bringt mehr Anerkennung und Geld, sagt Brigitte. Während Online-Plattformen wie Politically Incorrect oder Epoch Times - die seltsamerweise ein Produkt der chinesischen Falung Gong Sekte ist - mehr die extreme rechte Filterblase befeuern.

Shownotes
Frankfurter Buchmesse
Macher der rechten Verlage
vom 20. Oktober 2017
Moderator: 
Markus Dichmann
Gesprächspartnerin: 
Brigitte Baetz, Medienjournalistin