Nähe in Freundschaften schätzen wir nicht nur emotional, sondern auch physisch. Rebecca Böhme erklärt, was in unserem Körper passiert, wenn wir freundschaftlich berührt werden. Und was geschieht wenn die körperliche Berührung wegfällt.
Eine Umarmung kann unglaublich viel Trost spenden. Ein komplizierter Fistbump ist oft ein Insider unter Freunden. Manche Freundinnen sind sich so nahe, dass sie in einem Bett schlafen.
"Es ist so, dass die Berührung der Beziehung eine andere Qualität gibt. Wir haben auch ein Bedürfnis danach."
Neurowissenschaftlerin Rebecca Böhme sagt, dass Nähe in Beziehungen wichtig ist. Dabei kommt es auf die Art der Berührung an - eine flüchtige Begrüßungsumarmung löst etwas anderes aus als eine enge, längere Umarmung.
Klar ist: Je näher die Beziehung untereinander ist, desto wohler fühlt man sich bei der Berührung. "Dann fühlen wir uns diesem Menschen noch näher", erklärt die Wissenschaftlerin. Das passiere nicht nur bei der Person, die berührt wird, sondern vermutlich auch bei der, die selbst berührt.
"Das ist ein positiver Kreislauf der Nähe."
Das liegt an dem Hormon Oxytocin: "Oxytocin wird meistens als Liebeshormon dargestellt, ist es aber eigentlich nicht richtig. Es verstärkt die Bindung", erklärt die Wissenschaftlerin. Wenn das Hormon ausgeschüttet wird, verstärkt es die Nähe in einer Beziehung.
Nimmt das Gehirn Freundschaft und Partnerschaft unterschiedlich auf?
Auch in romantischen Beziehungen wird bei Berührungen Oxytocin ausgeschüttet, sagt Rebecca Böhme. Da kämen aber besonders bei sexuellen Berührungen noch eine ordentliche Portion Endorphine dazu. Die tragen noch mehr dazu bei, dass wir uns gut fühlen. Das hängt auch damit zusammen, wie die Situation ist, erläutert die Forscherin – nicht wer uns gerade berührt.
Nicht alle berühren sich aber gleich viel. Unter den Geschlechtern gibt es Unterschiede, sagt Rebecca Böhme: Männer würden sich durchschnittlich weniger berühren als Frauen, besonders bei gleichgeschlechtlichen Freundschaften. Das würde sich allerdings zurzeit besonders bei jüngeren Generationen verändern.
Dann gibt es auch noch Beziehungen, wo Berührung keine Rolle spielt, bei Online-Freundschaften zum Beispiel. Die Wissenschaftlerin stellt aber fest: "Ich würde nicht sagen, dass Freundschaften nur dann echte Freundschaften sind, wenn man sich auch mal umarmt".
"Gleichzeitig ist die Berührung etwas Wichtiges für dieses Nähe-Gefühl. Insofern ist das dann eine andere Beziehung, die man dann aufbaut."
Diese Beziehungen ohne Berührung seien nicht unbedingt schlechter, aber eben anders, vermutet Rebecca Böhme. Ob die gleichen Hormone in Internet-Freundschaften ausgeschüttet werden wie in Beziehungen offline, sei aber noch nicht umfassend erforscht.
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