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Wenn wir uns im Frühling matt und müde fühlen, schieben das viele auf die sogenannte Frühjahrsmüdigkeit. Aber was weiß die Wissenschaft über diese Form der Erschöpfung?

Zur sogenannten Frühjahrsmüdigkeit gibt es sehr wenige Daten. Häufig wird eine Umfrage des Emnid-Meinungsforschungsinstituts zitiert, das es heute nicht mehr gibt. Laut dieser Umfrage ist mehr als jede dritte Frau von Frühjahrsmüdigkeit betroffen. Bei den Männern sind es 22 Prozent.

In den Google Trends erreicht der Begriff “Frühjahrsmüdigkeit” im Frühjahr seit Jahren seinen Höhepunkt. Meist googeln deutschsprachige User*innen den Begriff im März und Anfang April am häufigsten. Wissenschaftliche Untersuchungen fehlen allerdings, sagt Schlafforscherin Christine Blume von der Uni Basel.

“Nach meinen Recherchen gibt es keine wissenschaftliche Studie zum Thema Frühjahrsmüdigkeit. Das ist schon spannend. So ein – zumindest im deutschsprachigen Raum – weit verbreitetes Phänomen, das wissenschaftlich nie untersucht wurde.”
Dr. Christine Blume, Schlafforscherin an der Uni Basel 

Es ist zum aktuellen Zeitpunkt also schwer zu sagen, ob das Frühjahr selbst, also die Jahreszeit, Menschen müde machen kann. Schlafforscherin Christine Blume von der Uni Basel führt deshalb nun gemeinsam mit einem Kollegen eine Umfrage-Studie durch, in der sie über ein Jahr lang Menschen zu ihrer Erschöpfung, Schläfrigkeit am Tag und ihrem Schlaf befragt. Hier könnt auch ihr teilnehmen.

Woher könnte die Frühjahrsmüdigkeit kommen? 

Es gibt verschiedene Hypothesen, woher diese Schlappheit, die einige im Frühjahr empfinden, kommen könnte. Manche gehen davon aus, dass das Hormon Melatonin und der Neurotransmitter Serotonin durcheinander geraten. Schlafforscherin Dr. Christine Blume sieht aber keine Anhaltspunkte dafür, dass diese Hypothese die Frühjahrsmüdigkeit erklären könnte. Auch einen Vitamin-B-Mangel als Grund schätzt sie als eher unwahrscheinlich ein. Zwar kann dieser im Winter auftreten, Christine Blume geht aber nicht davon aus, dass sich ein solcher Mangel plötzlich im Frühling bemerkbar macht.

Die Schlafforscherin sieht aber einen Erklärungsansatz darin, dass im Frühjahr einige Menschen an Pollenallergie leiden.

“So eine allergische Reaktion aktiviert das Immunsystem und das führt dazu, dass bestimmte Botenstoffe, sogenannte Zytokine, ausgeschüttet werden. Die können müde machen und sorgen für ein erhöhtes Schlafbedürfnis.”
Dr. Christine Blume, Schlafforscherin an der Uni Basel 

Zusammengefasst: Es gibt verschiedene Hypothesen, manche scheinen eine bessere Erklärung darzustellen als andere, aber aufgrund fehlender Forschung, kann man das Phänomen Frühjahrsmüdigkeit aktuell nicht erklären.

In dieser Folge Über Schlafen sprechen Schlafforscherin Dr. Christine Blume und Moderatorin Ilka Knigge auch darüber, welche Tipps und Tricks helfen können, wenn wir uns aktuell besonders müde und schlapp fühlen.

Wir freuen uns über euer Feedback und Themenvorschläge an ueberschlafen@deutschlandfunknova.de.

Shownotes
Frühling
Frühjahrsmüdigkeit – bisher nicht erforscht
vom 09. April 2024
Moderatorin: 
Ilka Knigge
Gesprächspartnerin: 
Dr. Christine Blume, Schlafforscherin an der Uni Basel
    Unsere Quellen:
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  • Kocevska, D., et al. (2021). Sleep characteristics across the lifespan in 1.1 million people from the Netherlands, United Kingdom and United States: a systematic review and meta-analysis. Nature Human Behaviour, 5(1).
  • Lambert, G. W., et al. (2002). Effect of sunlight and season on serotonin turnover in the brain. The Lancet, 360(9348).
  • Monti, J. M. (2011). Serotonin control of sleep-wake behavior. Sleep Medicine Reviews, 15(4).
  • Rabenberg, M., & Mensink, G. (2016). Vitamin-D-status in Deutschland.
  • Besedovsky, L., et al. (2019). The Sleep-Immune Crosstalk in Health and Disease. Physiol Rev, 99(3).
  • Cuspidi, C., et al. (2012). Seasonal variations in blood pressure: a complex phenomenon. Journal of Hypertension, 30(7).
  • Feldthusen, C., et al. (2016). Seasonal variations in fatigue in persons with rheumatoid arthritis: a longitudinal study. BMC Musculoskeletal Disorders, 17(1).
  • Galliccio, L., & Kalesan, B. (2009). Sleep duration and mortality: a systematic review and meta-analysis. Journal of Sleep Research, 18(2).
  • Grandner, M. A., et al. (2010). Mortality associated with short sleep duration: The evidence, the possible mechanisms, and the future. Sleep Medicine Reviews, 14(3).
  • Grothe, M., et al. (2022). The Seasonal Fluctuation of Fatigue in Multiple Sclerosis [Brief Research Report]. Frontiers in Neurology, 13.
  • Ruigrok, A. N. V., et al. (2014). A meta-analysis of sex differences in human brain structure. Neuroscience & Biobehavioral Reviews, 39.
  • Stothard, E. R., et al. (2017). Circadian entrainment to the natural light-dark cycle across seasons and the weekend. Current Biology, 27(4).