Im Jahr 2017 wurde Andreas Hollstein, Bürgermeister der Kleinstadt Altena im Sauerland, mit einem Messer angegriffen, weil er sich besonders für Geflüchtete eingesetzt hat. Nach dem Attentat ging er diesen Weg unbeirrt fort. Heute zeigt er sich insgesamt zufrieden, wie wir seit Merkels Satz "Wir schaffen das" auf dem Marathonlauf Integration, wie er sagt, vorangekommen sind.

Als der CDU-Politiker Andreas Hollstein den Merkel-Spruch "Wir schaffen das" gehört hat, sei er damit durchaus einverstanden gewesen. Ihm habe das ein bisschen den Glauben an die eigene Partei und an christliche Grundwerte wiedergegeben, sagt er. Und es habe ihn in der Auffassung bestärkt, eine starke Nation zu sein, die es wirklich schaffen könne.

Als Sportmensch sei für ihn klargewesen: Einer Herausforderung mit einem "Wir schaffen das vielleicht" zu begegnen, sei keine Option. Er habe Zuversicht gehabt und sich der langen Aufgabe stellen wollen.

"Bei einer Herausforderung stellt man sich nicht hin und sagt, wir schaffen das vielleicht, sondern man geht mit Zuversicht rein und macht gleichzeitig deutlich, dass es eine lange Aufgabe ist."
Andreas Hollstein, Bürgermeister von Altena

Und Hollstein hat sich in Altena eingesetzt für die Geflüchteten, sich um Wohnraum gekümmert, in der Stadt um Hilfe geworben und auch viel Unterstützung bekommen.

Erster Nationaler Integrationspreis für Hollstein

Altena wurde zu einer der engagiertesten Kommunen in Deutschland. Im Oktober 2015 nahm die Stadt dank der Unterstützung engagierter Bürger sogar freiwillig noch 100 Geflüchtete mehr auf, als ihr zugewiesen wurde.

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Die Bundesregierung honorierte das im Mai 2017 mit dem ersten Nationalen Integrationspreis. Er und die vielen Helferinnen und Helfer hätten sich sehr gefreut, doch es habe auch Hassmails und Bedrohungen gegeben, sagt Hollstein.

Gewalt schlägt in Hass um

Im November 2017 schlug der Hass dann in offene Gewalt um. Hollstein wollte nach einer langen Sitzung im Rathaus noch etwas zu essen holen. Plötzlich stand in der Dönerbude ein Mann hinter ihm. Mit einem Messer in der Hand habe er ihn angeschrien, sagt der Politiker: "Sie lassen mich verdursten und holen 200 Flüchtlinge nach Altena!"

"Sie lassen mich verdursten und holen 200 Flüchtlinge nach Altena! Und dann stand er da mit dem Messer hinter mir und das Messer war an meinem Hals."
Andreas Hollstein, Bürgermeister von Altena

Kunden im Laden konnten den Angreifer zwar überwältigen und so das Schlimmste verhindern. Trotzdem erlitt Hollstein eine Schnittwunde am Hals. Der Mann wurde verhaftet und inzwischen zu einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren verurteilt. Mit den Anfeindungen war aber noch lange nicht Schluss.

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Hollstein entschied sich, weiterzumachen und sich auch zu wehren. Damit habe er die gesamte rechte Szene gegen sich und seine Familie aufgebracht. Der Gedanke, sein Amt oder die Politik komplett aufzugeben, sei ihm in den letzten fünf Jahren aber nie gekommen. Und wenn Hollstein heute resümiert, was seine Kommune seit Angela Merkels "Wir schaffen das" gestemmt habe, dann sei er im Großen und Ganzen recht zufrieden.

Hollstein: Große Fortschritte in der Integration

Die Familien, die hier nach Altena gekommen sind, seien größtenteils in Altena geblieben, sagt der Politiker. Deren Kinder, die hier auf die Schule gehen, würden mittlerweile brillant Deutsch sprechen.

In der Integration sei man erheblich vorangekommen und an der Herausforderung gewachsen, die Angela Merkel mit ihrem berühmten Satz positiv begleitet habe. Der Integration werde mittlerweile eine andere Bedeutung beigemessen und das sei mehr als überfällig gewesen, sagt Hollstein.

"Man merkt, dass Integration arbeitet, dass wir auf dem Marathonlauf, den das bedeutet, erheblich vorangekommen sind."
Andreas Hollstein, Bürgermeister von Altena

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Shownotes
Fünf Jahre "Wir schaffen das"
Bürgermeister Andreas Hollstein: "Das hat die gesamte rechte Szene aufgebracht"
vom 12. August 2020
Autor: 
Martin Krinner, Deutschlandfunk Nova