Schon das Wort "Gähnen" zu lesen, führt bei manchen dazu, dass sie den Mund aufreißen und genüsslich losgähnen. Gähnen andere Menschen oder Tiere, wirkt das oft noch ansteckender. Warum ist Gähnen so ansteckend? Und welche Funktion hat es überhaupt?
Pferde, Katzen, Eichhörnchen, Tiger und sogar Babys im Mutterleib machen es: Gähnen. Die meisten Wirbeltiere zeigen dieses Verhalten. Die Wissenschaft rätselt noch immer, welche Funktion Gähnen haben könnte. Es gibt dazu verschiedene Hypothesen.
Funktion des Gähnens unklar
Schon seit vielen Jahren hält sich die Überlegung, Gähnen könnte ein Zeichen dafür sein, dass wir unter Sauerstoffmangel leiden und diesen ausgleichen wollen. Schlafforscherin Christine Blume von der Uni Basel gibt allerdings zu bedenken, dass das nicht zutrifft, wenn uns wegen körperlicher Anstrengung Sauerstoff fehlt.
"Dagegen spricht: Wir gähnen nicht mehr, wenn wir zum Beispiel beim Sport mehr Sauerstoff verbrauchen, vielleicht sogar eher weniger."
Ein anderer Grund könnte sein: Gähnen kühlt das Gehirn. Die Idee: Durch das Gähnen wird die Durchblutung erhöht, zum Beispiel im Gesicht. Dadurch könne warmes Blut schnell abtransportiert werden und kühles Blut schneller zum Gehirn kommen. Aber auch diese Hypothese ist umstritten und wird hauptsächlich von nur einer Forschungsgruppe vertreten.
Gähnen steckt an
Fest steht: Gähnen ist ansteckend. In Laborstudien gähnen 40 bis 50 Prozent der Teilnehmenden, wenn sie Videos sehen, in denen andere Menschen gähnen. Schon allein das Denken ans Gähnen oder das Lesen über Gähnen kann ansteckend sein. Das Gähnen könnte also eine soziale Funktion haben, sagt Christine Blume.
"Es gibt Studien, die zeigen, dass empathische Menschen sich eher mit Gähnen anstecken lassen."
Übrigens wird Gähnen für Kinder erst dann ansteckend, wenn sie etwa fünf Jahre alt sind. Also könnte es sein, dass ein Mensch in der Lage sein muss, sich in andere hineinzuversetzen und zu verstehen, wie sie denken und fühlen, damit er vom Gähnen angesteckt wird.
In dieser Folge "Über Schlafen" sprechen Schlafforscherin Christine Blume und Wissenschaftsjournalistin Ilka Knigge auch darüber, warum in der Tierwelt das Gähnen zeigen kann, wer das Alphatier ist und welche Rolle sogenannte Spiegelneuronen spielen, wenn wir vom Gähnen anderer angesteckt werden.
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