Im neuen Spiel "Hogwarts Legacy" können Charaktere männliche und weibliche Eigenschaften haben. Das Geschlecht an sich spielt gar keine Rolle mehr. Für die Gaming-Branche und die Harry Potter-Serie ist das von großer Bedeutung.

Eine Vielzahl an Möglichkeiten bietet uns das Game "Hogwarts Legacy", wenn wir unsere Figuren ausstatten. Diese Darstellungsmöglichkeiten können auch beliebig miteinander gemischt werden. Beispielsweise kann ein männlich gelesenes Gesicht mit weiblich gelesenen Haaren kombiniert werden. Die Stimme, ob hoch oder tief, kann ebenfalls frei ausgewählt werden. Und die Entscheidung, ob die Figur im Schlafsaal der Hexen oder der Zauberer schläft, wird auch nicht vom Spiel vorgegeben.

Das Geschlecht der Figur wird im Spiel nicht explizit genannt. Eine solche Freiheit ist im Zusammenhang mit der Harry-Potter-Buchserie besonders bemerkenswert. Denn J. K. Rowling, die Autorin der Harry-Potter-Bücher, ist in der Vergangenheit mehrfach durch transfeindliche Äußerungen aufgefallen.

Der Spielemarkt braucht vielfältige Charaktere

Die Games-Gemeinschaft wünscht sich solche Personalisierungen schon länger. Das sagt auch Lena Siess. Sie ist selbst nicht-binär und trans und findet, weil die modernen Spiele Diversität abbilden können, sollten sie es auch tun. Das Gamestudio Avalanche Software, das "Hogwarts Legacy" veröffentlicht hat, kommt damit also einem Wunsch aus der Gaming-Szene nach. Vielleicht wollten sie auch ein Signal in Richtung Buchautorin senden.

"Ich finde es super, dass die Leute sich selbst oder Ideen von anderen, die sie im Kopf haben, nachbauen können."
Lena Siess, Gaming-Youtuberin
Harry Potter auf einem Hippogreif im Spiel Hogwarts Legacy
© Warner Brothers
Gameplay aus dem Spiel "Hogwarts Legacy"

Vielfalt in Videospielen noch ausbaufähig

Die Auswahl zwischen männlichen und weiblichen Charakteren ist in Spielen mittlerweile Standard. In den letzten Jahren versuchen Entwickler*innen auch mehr Diversität in die Games zu bringen, sagt Finja Walsdorff. Die Medienwissenschaftlerin von der Universität Siegen erforscht Gender-Darstellungen in Spielen.

"Die Entwicklerinnen und Entwickler bemühen sich heute um mehr Diversität, um mehr Inklusion und das eben auch in Mainstreamtiteln."
Finja Walsdorff, Medienwissenschaftlerin

Die Zeiten, in denen Frauen nur die klischeehafte Jungfrau in Nöten sind oder extrem sexualisiert werden, sind bei den Games im Großen und Ganzen vorbei. Trotzdem sind nicht-binäre Charaktere in Spielen noch sehr selten.

Vorbilder in anderen Spielen

Queere und trans Personen tauchen in Games selten auf. Einige Ausnahmen, wie "Hogwarts Legacy", lassen die Geschlechtsidentität einfach offen. Ein Spiel, das in der LGBTIQ+ Gemeinschaft gefeiert wird, ist Sims. Seit dem letzten Update gibt es vielfältige Möglichkeiten der Charakteranpassung. Man kann zum Beispiel Mastektomie-Narben hinzufügen, die auf eine Brustentfernung in der Vergangenheit hinweisen würden.

"Am Ende geht es darum: Wir repräsentieren in den Charakter-Editoren ja Menschen."
Lena Siess, Gaming-Youtuberin

Die Diversität in der Charaktererstellung ist sehr wichtig, weil sie die Leute damit konfrontiert, wie vielfältig Menschen sein können, sagt Lena Siess. Am Ende muss auch niemand einen trans Zauberer spielen, der oder die es nicht möchte.

Shownotes
Game
"Hogwarts Legacy" - Auflösung der Geschlechter im Spiel
vom 10. Februar 2023
Moderation: 
Christoph Sterz
Gesprächspartner: 
Thomas Ruscher, Deutschlandfunk-Nova-Reporter