Gegen manche Krankheiten helfen Medikamente, gegen andere helfen Computerspiele. Und manche diese Spiele kann sogar der Arzt verschreiben.

Das Videospiel "Dig Rush" hilft dabei, schielende Augen zu trainieren. Dafür laufen blaue und rote Figuren durchs Level. Der Spieler trägt eine Brille, mit einem Auge sieht er nur die blauen Figuren, mit dem anderen Auge nur die roten . So trainiert der Gamer beim Spielen seine Augen. Studien belegen: Das funktioniert. "Dig Rush" ist Computerspiel und Medizinprodukt. 

Mit anderen Spielen können Patienten lernen, einen gelähmten Arm wieder zu mobilisieren - mithilfe einer Virtual-Reality-Brille. Die täuscht dem Gehirn des Spielers vor, dass er den Arm normal bewegen kann. Dadurch lernt er dann, wie er den Arm tatsächlich wieder bewegen kann. Andere Spiele sprechen bestimmte Hirnareale an, um so gegen Demenz, Depressionen oder ADHS zu helfen.

"In einigen Jahren werden Games auf jeden Fall eine Bedeutung im medizinischen Versorgungssystem einnehmen."
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Gegen Konzentrationsschwäche anspielen

"Project Evo" wird gerade in den USA entwickelt. Es soll die Symptome einer ADHS-Erkrankung lindern, zum Beispiel Konzentrationsschwäche, Ablenkbarkeit und Unruhe. Das Spiel ist eine bunte Rennsimulation, bei der während des Spiels die Hirnleistung des Spielers gemessen wird. Dann werden die Level angepasst, damit das Gehirn gefordert bleibt.

Bei solchen und ähnlichen Spielen, soll der vordere Gehirnteil und der Schläfenbereich aktiviert werden, erklärt Sebastian Kuhn, der an der Uni Mainz zu Digitaler Medizin forscht. Diese Bereiche des Gehirns sind wichtig für Emotionen und Einstellungen - und haben so Einfluss auf psychische Erkrankungen wie Depressionen.

"Manche Spiele sind nicht als Medizinprodukt zugelassen, sie kommen aber trotzdem bei Patienten mit bestimmten Erkrankungen zum Einsatz."
Sebastian Kuhn, Facharzt Orthopädie und Unfallchirurgie

Zulassung kann lange dauern

Die Zulassung von Videospielen als Medizinprodukt dauert lange. Es können sieben bis acht Jahre vergehen, bis ein Game auch auf Rezept erhältlich ist. Auf dem schnelllebigen Markt für Computerspiele und andere digitale Produkte ist das eine sehr lange Zeit. Wenn das Spiel erscheint, hängt es der aktuellen Technik auch schnell wieder hinterher.

Shownotes
Games als Medizin
Zocken auf Rezept
vom 09. März 2018
Moderatorin: 
Tina Kießling
Gesprächspartner: 
Thomas Ruscher, Deutschlandfunk Nova