Die Garnelen, die wir zu Hause oder im Restaurant essen, sind meist mit der Hand geschält. Klingt nach Handarbeit, klingt gut, dahinter steckt aber in manchen Fällen nachweislich Sklavenarbeit.

Dass auf Fischtrawlern in Thailand Menschen unter sklavenähnlichen Umständen arbeiten müssen, ist nicht neu. Erschreckend sind die Dimensionen der Sklaverei bei der Garnelenzucht: Reporter der Associated Press (AP) berichten von mehreren Fabriken nahe Thailands Hauptstadt Bangkok, in denen Hunderte Menschen gegen ihren Willen festgehalten und zur Arbeit gezwungen wurden.

"Die Leute stehen um drei Uhr auf, arbeiten bis zu 18 Stunden am Tag und kriegen dafür nen Hungerlohn."
Thilo Maack,Fischereiexperte von Greenpeace

Ungefähr vier Euro verdienen Fabrikmitarbeiter am Tag. Wenn sie beispielsweise Gummistiefel gestellt bekommen, wird ihnen das vom Lohn abgezogen, zeitweise wird er auch gar nicht gezahlt. Unter den Fabrikarbeitern sind nicht nur Männer, sondern oftmals ganze Familien, sprich: auch Kinder. Greenpeace spricht von fürchterlichen hygienischen Bedingungen und Knebelverträgen, aus denen sie gar nicht raus kommen. Die Menschen kommen meist aus den Nachbarländern Myanmar oder Laos und sind illegal im Land.

"Die meisten werden von Schleppern nach Thailand gebracht und an die Fabrikbesitzer verkauft. Die betrachten sie dann als ihr Eigentum."
Timo Nicolas (DRadio Wissen) über die Sklaverei in Garnelen-Fabriken
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Ob es Garnelen, aus den thailändischen Sklaven-Fabriken sind, die bei uns in Deutschland auf dem Teller landen, ist schwierig zu sagen. Ausschließen kann man es nicht, weil die Exportwege so undurchsichtig sind. Ein Beispiel: Einer der Exporteure dieser Garnelen gehört zu der Firma Maruha Nichiro, einer der größten Fisch und Seafood-Produzenten der Welt. Die haben wiederum eine Tochterfirma, mit Niederlassungen in den Niederlanden und in Polen und auch eine deutschsprachige Website. Man kann dort Garnelen kaufen, natürlich auch als deutsche Firma.

"Weil die Unternehmensverzweigungen so komplex sind und in Europa die Zollaufzeichnungen nicht öffentlich zugänglich sind, ist es schwer nachzuweisen, wo diese Garnelen am Ende landen."
Timo Nicolas (DRadio Wissen) über die Sklaverei in Garnelen-Fabriken

Wer aber sicher sein will, und fair produzierte Garnelen essen will, der sollte nur Zuchtgarnelen mit Naturlandsiegel kaufen. Hier seien die Sozial- und Umweltstandards laut Greenpeace sehr gut. Außerdem gibt es seit kurzem auch eine Garnelenzucht in Bayern. Hier dürften die Garnelen aber wohl etwas mehr kosten als beim Discounter.

Shownotes
Fabriken in Thailand
Die Garnelen-Sklaven
vom 16. Dezember 2015
Moderatorin: 
Kaline Thyroff
Gesprächspartner: 
Timo Nicolas