Das Gehirn des Attentäters von Las Vegas wird untersucht. Die Pathologen wollen Hinweise auf die Motivation finden, die ihn dutzende Menschen töten ließ. Generell könnten solche Erkenntnisse für den Strafvollzug und die Strafgesetzgebung interessant sein.

Stephen Paddock hat am 1. Oktober in Las Vegas 58 Menschen erschossen und mehr als 500 verletzt, bevor er sich selbst mit einem Kopfschuss tötete. Sein Leichnam wurde bereits obduziert, jetzt wird sein Gehirn pathologisch untersucht. Die Gerichtsmediziner schicken das Organ zu einem Neuropathologen der Universität Stanford nach Kalifornien.

Das ist kein Einzelfall. Immer wieder werden die Gehirne von Kriminellen untersucht. Man will herausfinden, ob manche Eigenschaften wiederkehrend sind, ob zum Beispiel bei Schizophrenen oder Psychopathen manche Gehirnregionen anders beschaffen sind als bei psychisch nicht auffälligen Menschen.

"Was ist denn mit jemandem, bei dem wirklich die Synapsen gekappt sind? Soll er die Todesstrafe kriegen? Wie viel Verhaltensspielraum hat er überhaupt noch?"
Mark Benecke, Kriminalbiologe

Prinzipiell könnte die Untersuchung von Gehirnen von Straffälligen Hinweise auf die Antwort auf die Frage nach dem freien Willen liefern. Wenn jemand per Gehirnbeschaffenheit schon rein physisch ein Psychopath ist - kann er dann für seine Taten überhaupt bestraft werden?

Vielleicht sind Strafen für das Funktionieren einer Gesellschaft so oder so notwendig - aber zumindest könnte die Autopsie des Gehirns zum Beispiel beim Attentat in Las Vegas die innere Motivation des Täters klären.

Shownotes
Gehirnautopsie
Was an Gehirnen von Mördern anders ist
vom 30. Oktober 2017
Moderator: 
Thilo Jahn
Gesprächspartner: 
Mark Benecke, Kriminalbiologe