Im Jahr 2022 bekommen Frauen immer noch ein geringeres Gehalt als Männer und erledigen deutlich mehr Care-Arbeit, wie Pflege und Kinderbetreuung. In Eine Stunde Liebe reden wir über das Patriarchat, das es immer noch gibt und uns allen schadet.

Es herrscht immer noch ein Patriarchat. Dabei wurde uns doch Jahre lang versprochen: Man muss sich nur ausreichend gegenseitig empowern oder sich nur mal richtig anstrengen, dann klappt das schon mit der Gleichberechtigung. Selbst die Bundesregierung schreibt zu ihren Nachhaltigkeitszielen: "In Deutschland ist die rechtliche Gleichstellung von Frauen und Männern erreicht. An der tatsächlichen, alltäglichen Gleichstellung arbeiten wir noch."

Man könnte auch fragen: Warum ist eigentlich noch immer Patriarchat? Die Politologin und Autorin Emilia Roig sagt: Das liegt daran, dass selbst viele Menschen, die eigentlich gesellschaftlich benachteiligt sind, kräftig dabei mithelfen, die herrschenden Strukturen aufrecht zu erhalten.

"Durch das Patriarchat erfahren auch viele heterosexuelle Frauen gewisse Privilegien."
Emilia Roig, Politologin und Autorin

Emilia Roig, Politologin und Autorin, forscht zu Themen wie Antidiskriminierung und Intersektionalität und sagt: Das Patriarchat sorgt im Prinzip dafür, dass manche Gruppen von Menschen wie beispielsweise heterosexuelle Frauen ein paar Privilegien abbekommen und dafür nicht direkt das ganze gesellschaftliche System einreißen.

Der Sammelband "Unlearn Patriarchy" geht in 15 Aufstätzen patriarchalen Strukturen auf den Grund und bietet Denkanstöße, wie wir Normen, Rollenbilder hinterfragen können. Es geht unter anderem um Liebe, Arbeit, Technologie und Geld. Die Autorin Laura Gehlhaar hat zu dem Sammelband einen Text zum Thema Sex aus der Sicht einer behinderten Frau geschrieben. Sie sagt: Es bringt nichts, wenn man sich versucht, dem Patriarchat anzupassen.

"Am Ende des Tages bist du behindert, am Ende des Tages bist du queer, bist du schwarz und es wird dir nicht guttun, dich in ein System zu quetschen, was nicht für dich gemacht ist."
Laura Gehlhaar, Autorin und Coach

In der neuen Episode von Eine Stunde Liebe sprechen Emilia und Laura unter anderem darüber, warum das Patriarchat am Ende uns allen schadet. Auch denen, die davon aktuell noch profitieren. Und es geht um die Frage, warum das mit der Selbstliebe eigentlich so schwierig ist.

Shownotes
Gleichberechtigung
So können wir das Patriarchat verlernen
vom 02. September 2022
Moderatorin: 
Anke van de Weyer
  • Emilia Roig und Laura Gehlhaar über Freundschaften
  • Emilia Roig über Selbstliebe
  • Wie hinterfragen wir gesellschaftliche Normen?
  • Veranstaltungshinweis "Eine Stunde Liebe meets Fail In Love Nights"
  • Wie hinterfragen wir gesellschaftliche Normen?
  • Liebestagebuch – Rieke erzählt aus ihrem Dating-Leben