Es bleibt dabei: Der Stundenlohn von Frauen ist im Schnitt geringer als bei Männern. 2022 lag die Lücke bei mehr als vier Euro. Die Gründe für den Gender Pay Gap bleiben gleich, doch es gäbe Abhilfe.

2022 lag der Brutto-Stundenverdienst (also der Stundenlohn vor Abzug von Steuern und Sozialversicherungsabgaben) bei Frauen im Schnitt bei 20,05 Euro und bei Männern bei 24,36 Euro.

Das macht eine Differenz von 4,31 Euro, die Männer durchschnittlich jede Stunde mehr verdienen als Frauen, so unsere Reporterin Celine Wegert. Das entspricht einer Lohnlücke von 18 Prozent. Zu diesem Ergebnis kommt das Statistische Bundesamt.

"Im Durchschnitt haben Frauen 2022 pro Stunde circa vier Euro weniger verdient als Männer."
Celine Wegert, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin

Im Vergleich zu 2021 ist der Abstand sogar minimal größer geworden. Direkte Vergleiche sind aber schwierig, da das Statistische Bundesamt die Methodik bei der Erhebung sowie die Datenquellen geändert hat. Im langfristigen Vergleich sank der Verdienstabstand, der 2006 – zu Beginn der Messungen – bei 23 Prozent lag.

Gender Pay Gap: schlechter bezahlte Berufe, mehr Teilzeit

Die Gründe für den Lohnabstand bleiben vergleichbar. Laut Statistischem Bundesamt zählen zu den wichtigsten Ursachen, dass Frauen häufiger als Männer in Berufen und Branchen arbeiten, die schlechter bezahlt sind. Hinzu kommt, dass Frauen häufiger in Teilzeit arbeiten, wo der Bruttostundenverdienst im Schnitt geringer ist.

Aber auch, wenn man sich diese Lohnlücke anschaut – ohne auf Berufe, Qualifikationen oder auch Teilzeit einzugehen –, gibt es einen Unterschied in der Bezahlung.

Die Rede ist vom bereinigten Gender Pay Gap, dem bereinigten geschlechterspezifischen Verdienstabstand. Der lag 2022 bei sieben Prozent, so unsere Reporterin. Das heißt, Frauen verdienten im Durchschnitt auch bei vergleichbarer Tätigkeit, Qualifikation und Erwerbsbiografie pro Stunde sieben Prozent weniger als Männer. In Westdeutschland lag der Wert bei sechs Prozent, in Ostdeutschland bei neun Prozent.

"Wenn man sich anguckt, was Frauen und Männer verdienen, wenn sie ähnlich qualifiziert und in vergleichbaren Berufen unterwegs sind, verdienen Frauen immer noch ungefähr sieben Prozent weniger."
Celine Wegert, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin

Ein "Pech gehabt" ist keine Antwort auf die Ungerechtigkeit bei der Lohnlücke. Denn die Frage, warum zum Beispiel in bestimmten Branchen schlecht bezahlt wird, ist eine gesamtgesellschaftliche.

Mit der beschäftigt sich die Soziologin Yvonne Lott von der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Es brauche eine Aufwertung der Arbeit im sozialen Bereich, das habe die Corona-Pandemie deutlich gemacht. Die müsse sich in entsprechenden Gehältern widerspiegeln.

"Die gesellschaftliche Bewertung von Berufen hat sich über die Zeit nicht geändert. Wir fordern deswegen auch die Aufwertung von sozialen Dienstleistungen."
Yvonne Lott, Soziologin, Hans-Böckler-Stiftung

Yvonne Lott fordert auch, andere Perspektiven einzunehmen. Die Kinderbetreuung oder auch Pflege von Familienangehörigen sei ein wesentlicher Teil der Gesellschaft, so die Soziologin. Genauso wie die Automobilindustrie.

Auch das Steuerrecht muss sich ändern

In Deutschland führt aber auch das Steuergesetz dazu, dass manches eingefahren bleibt. So zum Beispiel das Ehegatten-Splitting, das immer wieder kritisiert wird. Dazu findet ihr hier ein Gespräch mit der Arbeitsmarktexpertin Manuela Barišić; sie spricht sich für ein Realsplitting anstelle des Ehegattensplittings aus.

Denn letzteres sorgt für einen finanziellen Vorteil für verheiratete Paar, wenn eine Person mehr verdienst als die andere. Unabhängig davon, ob Kinder im Haushalt sind. Dieser Steuervorteil sei aber ein falscher Anreiz, findet Yvonne Lott. Frauen würden dann eher in einen Minijob oder in Teilzeit gehen.

"Mit dem Ehegatten-Splitting wird der Anreiz für Frauen gesetzt, nach der Familiengründung eher nicht so richtig in den Arbeitsmarkt zurückzugehen."
Yvonne Lott, Soziologin, Hans-Böckler-Stiftung

Wichtig ist aber auch, über Lohn und Gehälter zu reden. Nur wenn hier mehr Transparenz herrscht, können wir erfahren, ob es finanziell ungerecht am Arbeitsplatz zugeht.

Shownotes
Gender Pay Gap
Frauen verdienen über 4 Euro weniger pro Stunde
vom 31. Januar 2023
Moderatorin: 
Rahel Klein
Gesprächspartnerin: 
Celine Wegert, Deutschlandfunk Nova