Was haben Phantomschmerzen und Gender gemeinsam? Wenig - auf den ersten Blick. Doch eine neurowissenschaftliche Methode zur Behandlung von Phantomschmerzen macht es möglich, für kurze Zeit das Geschlecht zu wechseln. Das Kunstprojekt "The Machine to Be Another" nutzt dafür eine Technik, die der Neurowissenschaftler Max Ortiz Catalan erfunden hat.

Max Ortiz Catalan arbeitet an der Technischen Hochschule Chalmers in Göteborg. Einer seiner Patienten, ein Mann, litt seit 48 Jahren unter Phantomschmerzen. So lange war es her, dass Ärzte dem Mann den rechten Unterarm amputiert hatten. Trotzdem hatte er Krämpfe - in der rechten Hand. Obwohl die gar nicht mehr da war.

Dem Phantomschmerz auf der Spur

Max Ortiz Catalan befestigte also Elektroden am Armstumpf des Mannes und setzte ihn vor einen Bildschirm mit einer Webcam. Will der Mann den Unterarm bewegen, spannt er bestimmte Muskeln an, die dabei entstehende elektrische Energie wird über die Elektroden an einen Computer übertragen. Der Computer errechnet daraus die Bewegung. Auf dem Bildschirm wird sie als eine Bewegung des voll funktionsfähigen rechten Unterarms des Mannes dargestellt, da wo er in Wirklichkeit nur noch einen Stumpf hat.

Schmerzfrei

Mit dieser virtuellen Therapie gelang es, die Verkrampfung zu lösen. Der Patient hat zum ersten Mal seit 48 Jahren schmerzfreie Phasen. Max Ortiz Catalan hofft, mit dieser Methode vielen Menschen helfen zu können. Er hat die Technik online als Open-Source-Projekt zur Verfügung gestellt.

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Von der Neurowissenschaft zum Kunstprojekt

Die Künstlergruppe "The Machine to be another" hat die Erkenntnisse von Max Ortiz Catalan für ein Genderprojekt genutzt. Mann und Frau sollen den Körper des anderen fühlen. Das funktioniert mithilfe von Virtual Reality und einer Brille, der Oculus Rift. Sie hat hat ein besonders großes Sichtfeld und schnelle Bewegungssensoren. Setzen eine Frau und ein Mann die Oculus Rift gleichzeitig auf, bekommen sie den visuellen Input des anderen.

"Deep inside you know, it’s not your body, but brain is telling you, yes it is your body."

Im Körper des anderen

Der Mann und die Frau bekommen die Anweisung, sich synchron zu bewegen. Wenn eine Person mit ihren Händen am Körper hinabgleitet, macht die andere das auch. So haben beide das Gefühl, sie sich im Körper des anderen zu befinden. Wenn sie sich an die Brüste fasst, muss der Mann das im selben Augenblick tun, erst dann kann er fühlen, was sie berührt und umgekehrt.

"Oh, my god. I have tits. Two tits."
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Virtuelle Schmerzen, virtueller Rollentausch
vom 20. März 2014
Autor: 
Monika Ahrens