Wird der Darjeeling-Tee bald knapp? Im indischen Bundesstaat Westbengalen, in dem auch die Region Darjeeling liegt, gibt es schon seit Mitte Juni einen Generalstreik: Die nepalesisch-stämmige Minderheit der Gorkha kämpft um ihre Autonomie. Darunter leidet auch die Tee-Ernte.

Es geht beim Streik dieses Mal also nicht um die Arbeitsbedingungen der TeepflückerInnen, obwohl auch die schon häufig genug Auslöser gewesen sind, erklärt unser Indien-Korrespondent Jürgen Webermann.

"Die Teepflücker wollen seit Jahrzehnten einen eigenen Bundesstaat namens Gorkhaland."
Jürgen Webermann, Korrespondent in Neu-Delhi

Die kleine Volksgruppe der Gorkha - wir sprechen von etwa zwei Millionen Menschen, vermutet Jürgen Webermann - kommt eigentlich aus Nepal. Sie waren unter anderem von den Briten zum Teepflücken nach Darjeeling gebracht worden. In den Weltkriegen haben spezielle Gorkha-Einheiten (Gurkha) für die britische Armee gekämpft - bis heute gibt es solche Einheiten, auch in der indischen Armee.

Kampf für "Gorkhaland"

In "Gorkhaland", so hoffen die Tee-Arbeiter, würden sie nicht mehr als Minderheit benachteiligt, sie könnten ihre eigene Kultur leben, ihre eigene Sprache sprechen - und sie könnten natürlich auch besser für ihre Arbeitsbedingungen kämpfen.

Auslöser der neuen Proteste seit Juni 2017, bei denen es auch zu Toten kam, war, dass die Regierung von Westbengalen Bengalisch-Unterricht an allen Schulen zum Pflichtfach machen will. Das würde den Status quo weiter festigen.

Plantagen nicht abgeerntet

Auch die Pflücker der 87 Teegärten, in denen die Pflanzen wachsen, aus denen der Darjeeling gewonnen wird, beteiligen sich an den Streiks.

"Es wird ein Angebotsproblem geben - auch in Europa. Tatsächlich liegen so gut wie alle Plantagen brach."
Jürgen Webermann, Korrespondent in Neu-Delhi

Bisher sind nur gut 30 Prozent der üblichen Jahresmenge abgeerntet worden. Die Plantagen wieder auf Vordermann zu bringen, dauert mindestens ein halbes Jahr oder sogar länger, sagt Webermann.

Drei Ernten im Jahr – eine ist schon mal futsch

Je nachdem, wann der Tee gepflückt wird, schmeckt er anders. Die Kenner unterscheiden zwischen drei "Flush"-Varianten. 

"Anders als der klassisch-kräftige Schwarztee ist der Darjeeling ein feinerer, eleganter, fruchtiger und spritziger Tee."
Thomas Grömer, Tee-Blogger

Laut Prognosen wird der "Second Flush" spätestens im April in Deutschland nicht mehr auf dem Markt sein. Und bis der neue kommt, wird es dann wohl (mindestens) ein Jahr dauern.

Die Gorkha leben zur Zeit von dem, was sie vorher erwirtschaftet haben, sagt Jürgen Webermann. Viele leben vom selbst angebauten Gemüse. Eine Gewerkschaft, die ihnen etwa einen Lohnausfall bezahle, gebe es nicht.

"Die Regierung des Bundesstaats Westbengalen verfolgt eine Strategie: Wir machen erst mal nichts und hungern die Gorkha aus. Dann werden wir ja sehen, wer am längeren Hebel sitzt."
Jürgen Webermann, Korrespondent in Neu-Delhi
Shownotes
Generalstreik in Indien
Wenn Tee zum Druckmittel wird
vom 18. September 2017
Moderation: 
Thilo Jahn
Gesprächspartner: 
Jürgen Webermann, Korrespondent in Neu-Delhi