Der Archäogenetiker Johannes Krause forscht an alten Knochen. Er hat viel über die Geschichte des Menschen herausgefunden und kann erklären, wieso es keine menschliche Rasse gibt und warum alle unsere Vorfahren schwarz gewesen sind.
Johannes Krause ist Professor am Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte in Jena. Er erklärt seine Arbeit folgendermaßen: "Wir extrahieren im Prinzip aus alten Knochen genetisches Material. DNA-Sequenzen, um die Verwandtschaften dieser Menschen aus der Vergangenheit mit anderen Menschen aus der Vergangenheit und den Menschen heute zu rekonstruieren."
"Wir nehmen alte Knochen, bohren Löcher in die Knochen, und in diesen alten Knochen steckt tatsächlich noch das Erbmaterial."
Die DNA-Analyse alter Knochen im Zusammenhang mit Informationen zu den archäologischen Fundorten der Überreste können Antworten auf viele Fragen liefern. Zum Beispiel: Wo kommen die Menschen her? Wie sind sie miteinander verwandt? Wie waren die Gruppen aufgebaut? Wer hat sich wie bewegt? Wer ist von A nach B migriert? Welche Populationen haben Europa besiedelt, Asien besiedelt, den Pazifik besiedelt? Und wo kommen die Gene her, die wir in uns tragen – also die Menschen, die heute auf der Erde leben?
DNA-Analyse und Knochenstaub
Johannes Krause und Kollegen entnehmen alten Knochenproben, die DNA oder zumindest Reste der DNA unserer Vorfahren enthalten. Mithilfe von Maschinen und Computern kann das Erbgut dann analysiert werden. Unterschiedliche DNA-Proben können miteinander verglichen werden. Wo ähnelt sich das Genom, wo ist es ganz unterschiedlich? Daraus lassen sich Verwandtschaftsverhältnisse ableiten. Die Forscher bekommen auf diese Wiese Informationen über den riesigen Stammbaum der Menschheit.
"Es ist viel Puzzelarbeit."
Und wenn man noch etwas weitergehen will: Am Ende zeigt die Genanalyse, dass alle Organismen auf unserem Planeten miteinander verwandt sind. Mikroben, Pilze, Pflanzen, Menschen. "Alle möglichen Tiere und auch Bakterien haben natürlich gemeinsame Komponenten in der Zelle, die auf einen gemeinsamen Ursprung hindeuten", so Johannes Krause.
Der Archäogenetiker trifft in seiner Forschung auch auf Fragen: Was genau sind eigentlich Menschen? "Den Neandertaler zum Beispiel würde man durchaus auch als Mensch bezeichnen. Es gibt dann frühe Formen, die sind noch ein bisschen mehr Menschenaffen-ähnlich", sagt der Archäogenetiker. Diese frühen Formen der Urmenschen haben sich dann irgendwann voneinander getrennt.
"Menschen, die südlich der Sahara wohnen, die haben keine Neandertaler-Gene."
Unser Vorfahr ist der Homo sapiens. Mit "unser" ist gemeint, dass er der Vorfahr aller Menschen ist, die heute auf der Erde leben. Der Homo sapiens stammt aus Afrika und hat vor etwa 50.000 Jahren von dort aus die Welt besiedelt.
Der Homo sapiens ist in alle Erdteile gewandert und dort auf andere Menschen getroffen, die es schon gab, zum Beispiel auf den Neandertaler. "Das ist so eine Art Cousin", sagt Johannes Krause, "eine Nebenlinie." Weil der Homo sapiens dann zum Teil zusammen mit dem Neandertaler Kinder gezeugt hat, haben auch wir heute noch rund zwei Prozent unserer Gene vom Neandertaler, erklärt der Wissenschaftler.
Wenn ihr mehr über die Menschheitsgeschichte erfahren wollt oder über den noch sehr jungen Forschungszweig, in dem Johannes Krause arbeitet, dann hört euch das komplette Audio an. Klickt dafür oben auf den Play-Button.
Die Sendung vom 30.08.2020 haben wir am 07.01.2024 wiederholt.