Wir waren zuletzt schon ziemlich genervt von Autotune. Doch seit einiger Zeit taucht in der Popmusik gehäuft ein anderer Gesangseffekt auf: "Formant Shifting" macht aus weiblichen Stimmen männliche - und umgekehrt.

In "Love sick" von Mura Masa ist er zu hören. Der Gesangseffekt, der sich "Formant Shifting" nennt. Das Formant ist der akustische Fingerabdruck einer Stimme. Er ist bei jedem Menschen einzigartig. 

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Mit einer Software für "Format Shifting" können Musikproduzenten diesen stimmlichen Fingerabdruck verschieben. Weibliche Stimmen können sie so männlicher, männliche Stimmen weiblicher klingen lassen, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Autor Christian Spöcker.

"Diesen Effekt nennt man auch 'Gender Bending'. Wenn man es damit übertreibt, lässt sich die Stimme sogar keinem Geschlecht zuordnen. Und das setzen viele Künstler absichtlich als Stilmittel ein."
Christian Spöcker, Deutschlandfunk Nova

Auch bei Agnes Obel ist der Effekt hörbar. Ihr Song "Familiar" sei auch gerade deswegen so eingeschlagen, weil die Sängerin ihre Stimme im Chorus tiefer gemacht hat, sodass sie männlicher klingt, sagt Christian Spöcker.

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Viele Musikprogramme bieten die Funktion "Format Shifting" an, erklärt unser Autor. Er hat das mit dem Song "Falling Short" der Musikerin Lapsley mal selbst ausprobiert - und ihre richtige Stimme wieder zum Vorschein gebracht.

Formant Shifting ist nicht Autotune

Weil Autotune den Gesang automatisch "glattbügelt" - also eigentlich Fehler in der Tonhöhe korrigiert - kommt ein eher leiernder Effekt zustande. Beim "Formant Shifting" ändert das Programm nichts an der gesungenen Note.

​"Bei Autotune wird die gesungene Tonhöhe verändert. Das heißt, wenn ich schief singe, dann prügelt Autotune meine falsche Gesangsnote auf die richtige Note, die ich eigentlich singen will."
Christian Spöcker, Deutschlandfunk Nova

Lange war "Formant Shifting" eher ein Undergroundding. Doch in letzter Zeit ist der Effekt so richtig im Mainstream angekommen. Ganz prominent im Songintro von "What about us" von Pink. Allerdings ist der Effekt noch nicht so populär wie Autotune. "Irgendwann wird aber auch er den Hörern zu den Ohren raushängen", da ist sich unser Autor sicher.

Mehr zum Thema:

Shownotes
Gender-Bending im Pop
Mysteriöser Gesangseffekt
vom 15. Dezember 2017
Moderatorin: 
Tina Kießling
Gesprächspartner: 
Christian Spöcker, Deutschlandfunk Nova