Amnesty International hat eine eigene Datenanalyse auf Twitter zu Beschimpfungen von Frauen durchgeführt. Besonders betroffen von frauenfeindlichen Beleidigungen: schwarze Frauen.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) hat bei Twitter angefragt, wie hoch die Rate der frauenfeindlichen und sexistischen Beschimpfungen auf Twitter seien. Weil sich das soziale Netzwerk mit Zahlen bedeckt hält, hat Amnesty einfach eine eigene Datenanalyse durchgeführt: die Troll Patrol.

7,1 Prozent der Tweets an Frauen sind "toxic"

Die Troll Patrol ist ein Crowdworking-Projekt, bei dem sich 6500 Freiwillige aus 150 Ländern beteiligt haben. Die Freiwilligen haben die Timelines von 778 Frauen nach frauenfeindlichen und beleidigenden Tweets durchsucht. Bei den ausgewählten Frauen handelt es sich um Journalistinnen und Politikerinnen aus den USA und Großbritannien. Das Ergebnis der Troll Patrol: 7,1 Prozent der Tweets an diese Frauen waren problematisch und beleidigend. Alle 30 Sekunden gab es eine Beleidigung.

Externer Inhalt

Hier geht es zu einem externen Inhalt eines Anbieters wie Twitter, Facebook, Instagram o.ä. Wenn Ihr diesen Inhalt ladet, werden personenbezogene Daten an diese Plattform und eventuell weitere Dritte übertragen. Mehr Informationen findet Ihr in unseren  Datenschutzbestimmungen.

AI bezeichnet diese Tweets als "toxisch", weil sie sexistische Beschimpfungen und Gewaltphantasien verbreiten. Besonders betroffen von diesen sexistischen Hate-Tweets sind schwarze Frauen: 84 Prozent erhalten beleidigende Tweets. 81 Prozent der Frauen mit lateinamerikanischem Migrationshintergrund werden mit physischer Gewalt bedroht. Ethnische, rassistische und religiöse Beschimpfungen richten sich zu 70 Prozent gegen Frauen mit asiatischen Wurzeln.

Maßnahmen auf Twitter harmlos

Twitter sperrt zwar von Zeit zu Zeit die Accounts von Hetzern, aber die Fälle sind eher selten. Gleichzeitig verspricht das Netzwerk, die Algorithmen zu verfeinern und die Kontrolle mit menschlichen Moderatoren effektiver zu machen. Aber bei der Masse an Tweets ist das Vorgehen eher ein Feigenblatt.

AI hat mit den Daten jetzt einen eigenen KI-Algorithmus programmiert, der frauenfeindliche Tweets erkennen soll.

Mehr zu Hate-Speech bei Deutschlandfunk Nova:

  • Hasskampagne: Hetze gegen Grüne im Netz  |   Vieles, wofür grüne Politik steht - Diversität, Multikulturalismus, Feminismus, gesellschaftlicher Liberalismus - zieht den Hass der rechten Szene im Netz auf sich.
  • Hass im Netz: Sigi Maurer wehrt sich  |   Eine österreichische Ex-Politikerin wird online sexistisch beschimpft und bedroht. Sie macht Name und Kontakt des mutmaßlichen Täters öffentlich, wird verklagt und verliert. Das wäre in Deutschland anders.
  • Volksverhetzung: Hass am Limit  |   Hassbotschaften bei Twitter? Vieles ist auf der Plattform legal und doch: Eine bestimmte Form von Hetze ist strafbar. Johannes Döbbelt hat sich einen aktuellen Fall angesehen.
Shownotes
Amnesty Troll Patrol Report
Alle 30 Sekunden wird auf Twitter eine Frau beschimpft
vom 18. Dezember 2018
Moderator: 
Till Haase
Gesprächspartner: 
Michael Gessat, Deutschlandfunk-Nova-Netzreporter