Welcher Person auf alten Gemälden sehe ich ähnlich? Eine App gibt Antworten, was ziemlich unterhaltsam ist - zeigt aber gleichzeitig, wie diskriminierend die Kunst früher war.

Mit der "Art and Culture"-App von Google lassen sich die Museumsbestände aus aller Welt durchstöbern. Rund eine Millionen Kunstwerke, Fotografien und sonstige Objekte sind gelistet. Mitte Januar hat Google diese App, derzeit erst in der US-Version, mit einer Funktion erweitert:

Wer ein Selfie von sich hochlädt, bekommt ein Kunstwerk angezeigt, auf dem eine Person zu sehen ist, die einem ähnlich sieht. Und genau das ist für manche ein Problem.

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Kritiker bemängeln: Die Ähnlichkeiten, die zwischen hochgeladenem Selfie und Kunstwerk aus der Datenbank gefunden werden, sind teilweise zwar sehr hoch - bei Schwarzen, Asiaten oder Latinos ist die Auswahl aber viel kleiner.

Und: Die Portraits, die geliefert werden, zeigen oft Personen, die unterwürfig, erotisiert oder auch sexualisiert dargestellt sind. Der Vorwurf lautet: Die App ist praktisch rassistisch.

Historische Kunstwerke bilden die Diversität der Welt nicht ab

Google hat dem Online-Magazin "Techcrunch" mitgeteilt, die Resultate der App seien limitiert durch die Bilder, die auf der Plattform vorhanden sind: "Historische Kunstwerke bilden die Diversität der Welt oft nicht ab. Wir bemühen uns sehr, mehr Kunstwerke online zu stellen, die diese Diversität zeigen."

Eine mangelnde Diversität ist für Deutschlandfunk-Nova-Reporter Michael Gessat kunsthistorisch keine Überraschung: Gesellschaft und Kunst waren früher diskriminierend und rassistisch. Hinzu kommt, dass die "Arts and Culture"-Sammlung hauptsächlich von Museen aus den USA und Europa befüllt wird. Zudem erscheint der Vorwurf plausibel, dass bis heute die Kunst von Weißen dominiert sei.

Wie damit umgehen?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, mit diesem Phänomen umzugehen:

  • Ein Vorschlag lautet, die Hautfarbe bei der Vergleichssuche der "Culture and Art"-App zu ignorieren. "Dann hätten wir aber einen anderen negativen Effekt", sagt Michael Gessat, "nämlich Whitewashing oder Blackfacing".
  • Google könnte zumindest die Software verbessern, damit schwarze Menschen zum Beispiel nicht länger als Gorilla fehlerkannt werden.
  • Die Vergleichsfunktion deaktivieren - mit dem negativen Effekt, dass die App ihren spielerischen Aspekt verliert, der vielen Menschen einen ersten Zugang zu Kunstwerken bietet.
  • Diskriminierung und Ungleichheit in der Gegenwart bekämpfen - auch mit dem Hinweis darauf, wie es früher einmal gewesen ist.
Shownotes
Google-App "Arts and Culture"
Rassismusvorwürfe gegen Kunst-Selfie-App
vom 22. Januar 2018
Moderator: 
Thilo Jahn
Gesprächspartner: 
Michael Gessat, Deutschlandfunk Nova