Bei häuslicher Gewalt geht es den Tätern um Macht und Kontrolle. Es hilft ihnen, über Gefühle und Bedürfnisse zu sprechen, sagt Isabella Spiesberger. Sie leistet Präventionsarbeit in Berlin.
Knapp 160.000 Fälle von Gewalt in Partnerschaften waren es im Jahr 2022 in Deutschland. Tatverdächtig waren in 80 Prozent der Fälle Männer. Im Vergleich zu 2021 ist die Gruppe der Opfer insgesamt um rund 9 Prozent gewachsen. Diese Zahlen stammen aus dem aktuellen Bundeslagebild.
Die Täter hätten häufig ein Bedürfnis nach Macht und Kontrolle. Ihr Ziel sei es, ein Ungleichgewicht zwischen sich und den Opfern zu erhalten, erklärt Isabella Spiesberger. Sie arbeitet für das Berliner Zentrum für Gewaltprävention.
"Wir haben viele sogenannte eigenmotivierte Selbstmelder, die zu uns kommen, die erschrocken sind, wie sie sich in einer Beziehung oder ihren Kindern gegenüber verhalten."
Über ihre Präventionsarbeit sagt sie: "Es geht vor allem darum, zu sprechen." Zentral für ihre Arbeit sind also Gespräche mit Männern, die sich entweder selbst melden oder vom Jugendamt oder Gerichten zugewiesen werden.
Selbstverstehen durch Kommunikation
Diese Programme laufen etwa über eine halbes bis zu einem Dreivierteljahr. Ein Nachgespräch in einem deutlichen zeitlichen Abstand schließt das Programm ab.
Es gehe bei den angeleiteten Gesprächen um unausgefüllte Bedürfnisse, Gefühle, Kommunikation und Wahrnehmung. Und darum, welches Verhalten daraus resultiert, erklärt Isabella Spiesberger. "Das sind alles Themen, die wichtig sind, um zu verstehen: Was tue ich da eigentlich?"
Gespräche mit Effekt
Die Gespräche in Gruppen werden stets von einer Mitarbeiterin und einem Mitarbeiter des Vereins geleitet. Im Rahmen dieser sprachlichen Auseinandersetzung können die Klienten das eigene problematische Verhalten erkennen. "Manche berichten tatsächlich von diesem Klick", sagt Isabella Spiesberger. Dazu komme es, wenn die Männer ihr eigenes Verhalten in den Beschreibungen anderer wiedererkennen.
"Das ist ein Prozess im Gespräch, in der Spiegelung mit den anderen Männern. Und irgendwann sieht man sich dann selbst in den anderen."
Betroffene von häuslicher Gewalt können sich an das Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen wenden 0800 011 60 16. oder zwischen 12:00 und 20:00 Uhr an den Sofort-Chat.
Das Hilfetelefon bei Gewalt gegen Männern ist erreichbar unter: 0800 123 99 00.