Bei der Rugby-WM hat die englische Mannschaft mit einer Pfeilformation auf den Haka der neuseeländischen Mannschaft reagiert. Ein Skandal? Rebecca Burke erklärt aus der Geschichte der Geste, warum das für sie angemessen ist.

Die neuseeländische Rugbymannschaft, das Team der All Blacks, macht vor jedem Spiel einen Haka. Das ist ein traditioneller, ritueller Tanz der indigenen neuseeländischen Bevölkerung, der Maori.

Beim Spiel der Neuseeländer gegen die Briten während der Rugby-Weltmeisterschaft am Samstag (26.10.) ist das Ritual aber ohne Wirkung geblieben. Neuseeland hat 7 zu 19 verloren. Normalerweise warten die Spieler der gegnerischen Mannschaft den Haka ab. Häufig stehen sie dabei einfach dicht an dicht in einer Linie.

Symbolische Teamkommunikation

Das britische Team hat sich diesmal anders verhalten. Es hat sich relativ breit gefächert in V-Formation den Neuseeländern gegenüber aufgestellt, teilweise regelwidrig in der gegnerischen Hälfte. Die englische Mannschaft habe den Haka der Neuseeländer damit kommentiert, sagt Rebecca Burke. Sie beschreibt die beiden Handlungen der Teams als eine Art von Kommunikation auf symbolischer Ebene.

"Ich persönlich habe mich sehr darüber gefreut. Es bleibt jedem Team selbst überlassen, wie sie darauf reagieren."
Rebecca Burke, Kulturexpertin Neuseeland, Maori

Das sei ein Fortschritt angesichts der Tatsache, dass dem neuseeländischen Team vor kurzem noch vorgeworfen worden sei, nur wegen des Haka gewonnen zu haben. Rebecca Burke ist Historikerin und Kunsthistorikerin. Sie hat 2014 zur Geschichte der Maori promoviert. Haka nennt sie ein uraltes Ritual.

Rebecca Burke weist darauf hin, dass das neuseeländische Rugbyteam sich sehr bewusst für das Ritual des Haka entschieden hat. Das Ritual diene dazu, die Mannschaft in einer Stresssituation zusammenzubringen, sich mit den Vorfahren zu verbinden. Ganz praktisch lasse sich experimentell nachweisen, dass sich die Herz- und Atemrhythmen der Spieler synchronisieren. Auch wenn es so wirke, der Haka sei heutzutage grundsätzlich nicht aggressiv, sagt sie. Sollte der Haka seitens der Rugby Union verboten werden, würden die Spieler das Ritual eben in der Umkleidekabine abhalten, so ihre Einschätzung.

"Es gibt unglaublich viele Haka. Sie werden zu allen möglichen Anlässen geschrieben, zu allen möglichen Thematiken. Ursprünglich kommt das Haka aus der recht kriegerischen Vergangenheit der Maori."
Rebecca Burke, Kulturexpertin Neuseeland, Maori

Ursprünglich wurde der Haka von den Maori traditionell benutzt um sich auf den Kampf vorzubereiten. Heute ist der Tanz eher eine Art, Respekt zu zollen: zum Beispiel bei Hochzeiten, bei Beerdigungen, bei Staatsempfängen. Rebecca Burke findet es unpassend, wenn Menschen sich über den Haka lustig machen oder sogar unterrichten, obwohl sie selbst nicht zum Kulturkreis der Maori gehören.

"Wo es total unangebracht ist? Wenn Haka von Leuten unterrichtet wird, die nicht der Maori-Kultur angehören. Und wenn der nötige Respekt nicht da ist, wenn es mehr als eine Art Witz dargestellt wird."
Rebecca Burke, Kulturexpertin Neuseeland, Maori
Shownotes
Haka beim Rugby
Maori-Expertin: "Haka ist kein Witz"
vom 28. Oktober 2019
Moderator: 
Thilo Jahn
Gesprächspartnerin: 
Rebecca Burke, Kulturexpertin Neuseeland, Maori