In Sachen Export ist Deutschland sowas wie der Klassenprimus der EU. Das gefällt nicht jedem. Vor allem aus Frankreich kommt Kritik. Aber auch aus den USA.

In der deutschen Staatskasse klingelts ordentlich. Zumindest wenn es um Exporte geht. Da hat Deutschland einen satten Überschuss erwirtschaftet, das heißt mehr Geld mit Exporten eingenommen als für Importe wieder ausgegeben. Vor allem die Bereiche Maschinenbau und die Autoindustrie freuen sich über Geld aus dem Ausland.

"Mercedes, VW, BMW sind Weltmarken. Die haben größtenteils auch ein ganz gutes Image und verkaufen sich einfach wie geschnitten Brot."
Jörg Brunsmann, Wirtschaftsjournalist

Vorwurf 1: Ihr verdient zu viel

Das gefällt natürlich den Ländern nicht, die mit eigenen Produkten gegen diese Handeslmacht konkurrieren müssen. Aus den USA kommt deshalb der Vorwurf: Deutschland verdiene zu viel, sagt Wirtschaftsjournalist Jörg Brunsmann. US-Präsident Donald Trump will deshalb auf deutsche Produkte Zoll erheben. Damit würden zum Beispiel deutsche Autos für US-Käufer teurer.

"Dann bricht der Export der Amerikaner ein und wir sind mitten im Handelskrieg. Und eigentlich hat dann keiner was verdient."
Jörg Brunsmann, Wirtschaftsjournalist

So ganz zu Ende gedacht ist dieser Vorstoß nicht. Denn im Gegenzug dazu würde Deutschland ebenfalls Zölle auf US-Produkte erheben. Die würden dann hier teurer werden. Das könnte sich negativ auf den Absatz im deutschen Markt auswirken.

Der klügere Vorwurf hieße laut Jörg Brunsmann: Ihr gebt zu wenig aus! Also wir investieren unseren Handelsüberschuss nicht ordentlich. Das Geld könnte zum Beispiel in den Straßenausbau fließen, in die Bildung oder in Lohnerhöhungen. Letzteres könnte dazu führen, dass wieder mehr Deutsche im Ausland Urlaub machen und das Geld auf diesem Weg auch wieder in andere Länder fließt.

Vorwürfe auch aus Frankreich

Auch Frankreich beschwert sich über die deutsche Marktmach in Sachen Export. Deutschland und Frankreich kämpfen um ähnliche Märkte, zum Beispiel in der Autoindustrie. Und, sagt Jörg Brunsmann, mit dem Finger in Richtung Deutschland wollen die französischen Politiker zum Teil auch von eigenen Problemen ablenken. 

"Vor 15 Jahren war Deutschland der kranke Mann in Europa. Bei uns gab's dann einige Reformen. Die Wirtschaft läuft jetzt wieder deutlich besser."
Jörg Brunsmann, Wirtschaftsjournalist

Jörg Brunsmann meint, die Franzosen haben es einfach versäumt, ähnliche Reformen anzustreben. Und jetzt ist man sauer auf die deutschen Wirtschaftsstreber, die einfach vorbei gerannt sind.

Auch der Ruf nach Eurobonds wird wieder laut. Damit könnten europäische Länder gemeinsam Schuldscheine einreichen und so von der Wirtschaftskraft und dem Vertrauen in die deutsche Kreditwürdigkeit profitieren. Dagegen hat sich Bundeskanzlerin Merkel aber schon vor Jahren entschieden. Denn Deutschland müsste so auch für die Schulden der Partnerländer mit einstehen.

Weitere Informationen zum Thema

Shownotes
Handelsüberschuss
Ärger für die deutschen Handelsstreber
vom 19. April 2017
Moderation: 
Diane Hielscher
Gesprächspartner: 
Jörg Brunsmann, Wirtschaftsjournalist