Im Film, in der Musik und im Sport gibt es sie: Kinder und Jugendliche, die zu Stars werden. Manche von ihnen bleiben auch später als Erwachsene erfolgreich in ihrem Beruf. Andere rutschen ab. Klar ist: Kinderstars zahlen einen Preis.
Mit Daniel Radcliffe, Emma Watson und Rupert Grint ist eine ganze Generation groß geworden. Als Harry, Hermine und Ron haben sie Kindheiten und Jugenden geprägt. Und das im Alter von gerade mal 11 bis 13 Jahren: So jung waren die drei damals bei den Dreharbeiten zum ersten Harry-Potter-Film. Der machte sie zu Weltstars.
In ihre Fußstapfen treten jetzt Dominic McLaughlin, Arabella Stanton und Alastair Stout. Sie sind der Cast einer neuen Serie im Harry-Potter-Universum. Die Serie soll 2026 rauskommen und ist für sieben Staffeln angesetzt, eine für jedes Harry-Potter-Buch.

Die drei sind in einem ähnlichen Alter wie ihre Vorgänger damals. Das heißt: Auch sie werden an einem Filmset und in der Öffentlichkeit groß werden. Was macht das mit ihnen?
Kindheit im Rampenlicht
Schauspieler Jannik Schümann war neun Jahre alt, als er das erste Mal auf einer Theaterbühne stand. Mit elf Jahren hatte er sein Filmset-Debüt. Er ist auch ein großer Harry-Potter-Fan und erinnert sich an Interviews mit Daniel Radcliffe, Emma Watson und Rupert Grint über die Dreharbeiten zu den Filmen.

Da werde deutlich, dass sie eine andere Kindheit hatten als viele andere Kinder. "Die haben Privatlehrer*innen, die gehen danach nicht auf Spielplätze und treffen sich mit ihren Freund*innen. Sondern sie stehen am Set und lernen abends für die nächste Klausur. Du bekommst dafür natürlich was ganz Tolles, aber du musst auch einen Preis dafür zahlen", sagt er.
"Du bekommst dafür was ganz Tolles, aber du musst auch einen Preis dafür zahlen."
Für manche scheint es wie ein Traum, als Kind oder Jugendlicher die Figur aus seinem Lieblingsbuch zu spielen. Wie beliebt die Rollen für die neue Harry-Potter-Serie waren, zeigt die Anzahl der Kinder, die dafür gecastet wurde: 32.000 Kinder sollen das gewesen sein. Das Produktionsteam soll sich pro Tag 500 bis 1000 Videos von jungen Schauspieler*innen angesehen haben. Sie alle wollten Harry, Hermine und Ron werden.
Aber: Im jungen Alter an einem Filmset zu arbeiten, bedeutet auch, mit einem gewissen Druck umzugehen müssen: dem Druck, funktionieren zu müssen.
Drehzeiten gesetzlich geregelt
Wie lange Kinder und Jugendliche am Set arbeiten dürfen, ist gesetzlich geregelt. In Deutschland sind die Drehzeiten abhängig vom Alter gestaffelt. Schulkinder und Jugendliche bis zur Beendigung der Vollzeitschulpflicht – in der Regel neun Schuljahre – dürfen maximal drei Stunden am Tag drehen und fünf Stunden am Set sein, erklärt Filmjournalistin Anna Wollner.
Neben dem Einverständnis der Eltern muss zudem auch ein Kinderarzt zustimmen und auch die zuständige Behörde. Im besten Fall werden die Jungschauspieler*innen am Set auch von Coaches betreut, die nur für sie dort sind.
Zum Kinderstar gemacht?
Trotzdem bleibt die Frage, wie sehr die Kinder solche Schauspieljobs übernehmen wollen und wie sehr sie von ihren Eltern dahingehend beeinflusst werden. Psychologe Roland Quabis von der Privatuniversität UMIT Tirol sieht die Gefahr hier in überambitionierten Eltern. "Wenn Kinder oder Jugendliche in solche Rollen gedrängt werden, die vor allem vom Karrierewillen oder Ehrgeiz der Eltern angetrieben werden, ist das eigentlich immer schädlich", sagt er.
"Vollzeit auf diesen Filmsets zu arbeiten und keine andere Welt mitzuerleben, ist für die Entwicklung wahnsinnig kritisch."
Es gibt einige Beispiele von ehemaligen Kinderstars, die später als Erwachsene Drogen- und Alkoholprobleme haben. Daniel Radcliffe beispielsweise hat nach den Dreharbeiten zu Harry Potter eine Alkoholsucht entwickelt.
Wenn Kinder und Jugendliche mehr Zeit an einem Filmset verbringen als anderswo und sie dort zum Beispiel immer überbehütet behandelt werden, ihnen quasi jeder Wunsch erfüllt wird und sie auf der anderen Seite aber kaum Kritik erfahren, kann sich das auf ihre Entwicklung auswirken, so der Psychologe.
"Ich hatte eine tolle Kindheit. Die Leute haben immer Angst, ich hätte irgendwas verpasst."
Daniel Radcliffe hat vor ein paar Jahren im Gespräch mit Deutschlandfunk Nova gesagt, er habe eine tolle Kindheit gehabt und ihm hätte es an nichts gefehlt. "Ich bin einfach nur anders als andere groß geworden. Es war aufregend, merkwürdig und toll zugleich. Natürlich hatte ich nie die Chance, Fehler zu machen, ohne dass es alle mitkriegen. Aber das ist der Preis, den man dafür zahlt", sagte er.
Er arbeitet weiterhin als Schauspieler. Das ist aber nicht immer so. Andere ehemalige Kinderstars steigen nach ein oder zwei großen Rollen aus dem Beruf aus, weil sie nicht den Ehrgeiz mit sich bringen, den es braucht. Oder auch, weil sie sich nach einem Leben ohne Kameras sehnen.