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Es geht um Polizeipannen und bis dahin nie da gewesene Brutalität. Ein Banküberfall wird zum Albtraum für Geiseln, Polizei und Politik. Erst nach drei Tagen ist das Geiseldrama von Gladbeck beendet.

Sommer 1988. Deutschland ist im Urlaubsmodus, das Wetter ist prima und kaum einer nimmt Notiz von den Ereignissen in einer unscheinbaren Filiale der Deutschen Bank in Gladbeck. Der hässliche Betonbau, in dem die Bank im Erdgeschoss den Schalterverkehr abwickelt, steht in einem Geschäftszentrum im Gladbecker Stadtteil Rentford-Nord.

Am Morgen des 16. August 1988 rückt dieser Stadtteil und mit ihm die Deutsche Bank in den Mittelpunkt einer kriminellen Tat, die bis dahin ihresgleichen sucht. Hans-Jürgen Rösner und Dieter Degowski dringen kurz vor Schalteröffnung in den Innenraum der Bank ein, halten ihre Waffen auf den Kassierer, zwingen ihn, die Innentüren abzuschließen und anschließend auf die Knie zu gehen.

Eine Odyssee durch die Niederlande und Deutschland

Eigentlich hätte der Überfall glimpflich ausgehen können: Die Räuber nehmen das Geld, bekommen einen Fluchtwagen und werden anschließend von der Polizei verfolgt. Nicht so in Gladbeck an jenem verhängnisvollen 16. August 1988. Denn was nun beginnt, ist ein Albtraum für Geiseln, Polizei und Politik:

Ein aufmerksamer Passant, der als Arzt seinen Patienten – den Kassierer – durch die anfangs noch offenen Vorhänge erkennt, ruft die Polizei. Während die ersten Streifenwagen anrücken, stellen Rösner und Degowski fest, dass sie den Schlüssel des Direktors brauchen, um an den Tresor zu kommen. Da der aber noch nicht da ist, wird aus dem Bankraub eine Geiselnahme.

Es beginnt eine Odyssee durch die Niederlande und Deutschland. Auf einer Autobahnraststätte bei Bremen erschießt Dieter Degowski den 15-jährigen Emanuele di Giorgi. Der Fluchtwagen mit den beiden Geiseln Ines Voitle und Silke Bischoff taucht schließlich in der Kölner Innenstadt auf, wo hunderte Schaulustige und sensationsgierige Journalisten den Wagen umringen. Ein Journalist steigt ins Auto und lotst die Geiselnehmer auf die Autobahn A3. Dort wird der Wagen nach einer wilden Schießerei gestoppt.

Silke Bischoff stirbt, Ines Voitle kann fliehen, Röser und Degowski werden überwältigt. Drei Tage nach dem Banküberfall ist das von Polizeipannen und einer – bis dahin – nie da gewesenen Brutalität gezeichnete Drama beendet.

Ihr hört in Eine Stunde History

  • Ulrich Leidholdt war einer der Journalisten, die in der Kölner Innenstadt mit den Geiselnehmern Kontakt aufgenommen haben.
  • Der Chefredakteur eines Kölner Boulevardblattes, Udo Röbel, lotste die Geiselnehmer durch die Kölner Innenstadt auf die A3.
  • Die Filmemacherin Nadja Kölling hat sich mit der "Anatomie eines Geiseldramas" beschäftigt.
  • Der Journalist Dieter Bednarz hat sich Gedanken über die Folgen des Geiseldramas von Gladbeck für den Journalismus gemacht.
  • Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Matthias von Hellfeld beschreibt die beiden Täter Dieter Degowski und Hans-Jürgen Rösner.
  • Deutschlandfunk Nova-Reporter Matthis Jungblut erinnert an den Tag, an dem das Drama mit einem Banküberfall in Gladbeck begann.
Shownotes
Hemmungslose Gewalt
Das Geiseldrama von Gladbeck 1988
vom 18. August 2023
Moderation: 
Meike Rosenplänter
Gesprächspartner: 
Matthias von Hellfeld, Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte
  • Ulrich Leidholdt war einer der Journalisten, die in der Kölner Innenstadt mit den Geiselnehmern Kontakt aufgenommen hat.
  • Die Filmemacherin Nadja Kölling hat sich mit der "Anatomie eines Geiseldramas" beschäftigt.
  • Der Chefredakteur eines Kölner Boulevardblattes, Udo Röbel, lotste die Geiselnehmer durch die Kölner Innenstadt auf die A3.
  • Der Journalist Dieter Bednarz hat sich Gedanken über die Folgen des Geiseldramas von Gladbeck für den Journalismus gemacht.