Ein Experiment zu einem simulierten Museumsraub gibt Hinweise darauf, wie sich kurzfristiges Planen von langfristigem unterscheidet und was sich dabei in unserem Gehirn abspielt.
Wie plant man einen Museumsraub? Im Normalfall gar nicht. Doch genau das wollten Forschende anhand eines simulierten Kunstdiebstahls untersuchen. Dabei interessierte sie vor allem, welcher Unterschied zwischen kurzfristiger und langfristiger Planung besteht, wie sich das auf unsere Wahrnehmung auswirkt und was dabei in unserem Gehirn vorgeht.
Die Probanden wurden dafür in unterschiedliche Gruppen unterteilt. Einer Gruppe wurde gesagt, dass sie Kunsträuber seien, die das Museum direkt am nächsten Tag bestehlen würden. Der anderen Gruppe wurde mitgeteilt, dass sie sich einen langfristig geplanten Coup vorstellen sollten.
Das ganze fand in einem virtuellen Museum statt, das die Probanden durchstöbern konnten.
Je nach Aufgabe schaltet das Gehirn um
Diejenigen, die einen kurzfristigen Raub planen sollten, hatten einen schlechteren Gesamtüberblick, wussten im Gegenzug aber besser, wo die teuersten Gemälde hingen.
Diejenigen, die die Aufgabe hatten, die Kunstsammlung langfristig auszukundschaften, konnten sich an eine größere Anzahl von Gemälden erinnern und hatten einen besseren Gesamtüberblick.
"Du merkst es dir anders, aber nicht unbedingt schlechter."
Dabei ist die Erinnerungsleistung in einem der Fälle nicht besser als im anderen, sondern der Fokus ist ein anderer, weil es der gegebenen Aufgabe besser entspricht, sagt der Neurowissenschaftler Henning Beck.
"Die Kunst ist, das große Ganze nicht aus dem Blick zu verlieren und dennoch konkret in der Gegenwart ins Handeln zu kommen. Und das war eigentlich der Hintergrund dieser Studie."
Bei kurzfristigem Denken sind eher die Areale aktiv, die für die emotionale Verarbeitung zuständig sind. Das ist zum Beispiel die sogenannte Amygdala - auch bekannt als der Mandelkern.
Dadurch, dass die eine Gruppe der Probanden wusste, dass sie das Museum bereits am nächsten Tag ausrauben sollten, standen sie unter größerem Druck direkt ins Handeln zu kommen. Diese Voraussetzung aktiviert die emotionale Verarbeitung.
"Du bist unter Druck, musst sofort das Ding ausrauben und dadurch sofort den Fokus auf die wichtigen Gemälde legen."
Bei langfristigem Denken sind eher die Areale für das generelle Erinnerungsvermögen aktiv. Die Probanden mit dem langfristigen Auftrag merkten sich daher zum Beispiel nicht nur mehr Kunstwerke, sondern wussten auch besser, wo genau die Bilder sich im Museum befanden.
Für das alltägliche Lösen von Problemen zeigt dieses Experiment, dass Menschen die grob ihre Zukunft planen eher an großen Strukturen interessiert sind, das heißt, an einer Gesamteinschätzung.
Die Forschenden beschäftigt weiterhin die Frage, wie man in die Lage kommt, den Gesamtzusammenhang zu erfassen und gleichzeitig direkt auch ins konkrete Handeln zu kommen. Das soll nun in Folgestudien weiter erforscht werden.