"Die Bayern haben alles falsch gemacht", sagt der Historiker Sven Felix Kellerhoff. Man habe den Mythos eines verbotenen Buches geschaffen, indem man "Mein Kampf" so lange unter Verschluss gehalten habe. Ab 2016 wird das anders.
Zwei Mal hat Sven Felix Kellerhoff schon "Mein Kampf" gelesen. Beim ersten Mal Lesen hatte der Historiker und Journalist das Gefühl, etwas Verbotenes zu tun. Aber so ist es gar nicht. Bislang war es lediglich verboten, die Hetzschrift Hitlers neu zu drucken. Der Grund dafür: die Urheberrechte. Die liegen beim Land Bayern und zwar beim Bayerischen Finanzministerium.
"Mein Kampf" - das Urheberrecht erlischt
Man darf "Mein Kampf" durchaus besitzen. Auch daraus zitieren und vorlesen, aber das muss in einer kommentierten Form passieren - wie bei anderen Werken auch, wenn das Urheberrecht greift. Am 31.12.2015 läuft das Urheberrecht auf "Mein Kampf" aus. 70 Jahre nach dem Tod Adolf Hitlers. Es wird dann eine neue Edition geben von knapp 4.000 Exemplaren und mit 3.000 Kommentaren, herausgegeben vom Institut für Zeitgeschichte.
Doch bislang hätten sich das Land Bayern und sein Finanzministerium krampfhaft an die Regelung aus den 1940er-Jahren gehalten, sagt Kellerhoff - eben den Druck des Buches "Mein Kampf" zu verbieten. Damals sei das richtig gewesen. Aber bis heute? Kellerhoff ist sich sicher: Eine kommentierte Edition von "Mein Kampf" sei schon vor 15 oder 20 Jahren möglich gewesen. Dann sei der Mythos eines verbotenes Buches gar nicht entstanden.
"Da waren Juristen am Werke. Sicherlich qualifizierte Juristen, aber ohne Ahnung von Geschichte und der Wirkung von Geschichte."
"Mein Kampf" ist im Netz ohnehin zu finden. Und die Frage ist auch, wie viel Zündstoff das Buch bis heute noch hat. Gefährlich sei das Buch eben noch, da es den Mythos des Verbotenen gebe, sagt Kellerhoff. Das mache die Attraktivität aus. Der Historiker empfiehlt eine kommentierte Fassung. Das sei ganz ungefährlich.