Auf Deutschland kommt erneut eine Hitzewelle zu. Viele von uns machen sich deshalb Sorgen um die Folgen – für die Gesundheit vieler Menschen, aber auch ums Wasser. Was uns erwartet und was es mit der Forderung nach hitzefrei für Arbeitnehmende auf sich hat.

Die Menschen in Südeuropa leiden seit Tagen unter Hitze, Dürre und verheerenden Waldbränden. In Westfrankreich gilt die höchste Warnstufe, Großbritannien hat den Katastrophenfall ausgerufen und in Spanien, Portugal und Griechenland wüten unzählige Waldbrände.

Nun soll es auch in Deutschland ähnlich heiß werden. Es sind Temperaturen von bis zu 40 Grad angesagt. Die Gewerkschaft ver.di fordert angesichts dessen hitzefrei und längere Pausen für Arbeitnehmer*innen.

"Der Verband will, dass alle wissen, dass manche Medikamente Hitze nicht gut vertragen, oder welche Krankheiten es durch heiße Temperaturen gibt."
Deutschlandfunk-Nova-Reporter Julian Kuper über die Forderung des Ärzteverbands Marburger Bund

Auch der Ärzteverband Marburger Bund fordert, dass mehr zur Vorbereitung auf Hitzewellen gemacht wird – nämlich einen nationalen Hitzeschutzplan und eine Hitze-Aufklärungskampagne. "In so einem Plan soll zum Beispiel genau vorgeschrieben sein, wie Altenheime oder Krankenhäuser auf Hitze reagieren sollen", sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Julian Kuper. Aber nicht nur die Folgen für die Gesundheit sind ein Thema.

Was die Hitze mit uns und der Natur macht

  • Wasserknappheit:
    Der Städte- und Gemeindebund befürchtet, dass das Wasser in einigen Regionen Deutschlands knapp werden könnte. Ihm zufolge könnte das der Fall sein, wenn große Pools mit Leitungswasser gefüllt oder große Flächen mit Rasensprengern bewässert werden.
    Er hat deshalb dazu aufgerufen, Regenwasser aufzufangen und befürchtet, dass manche Städte oder Gemeinden Verbote aussprechen müssten, das Wasser für bestimmte Zwecke zu verwenden.
    "In Italien sind zum Beispiel in Mailand und Venedig alle Brunnen abgedreht, um Wasser zu sparen", sagt Julian Kuper.

  • Ernteeinbußen:
    Die Landwirt*innen befürchten wegen Hitze und Trockenheit schon jetzt weniger Ernte für dieses Jahr – beim Getreide, aber auch bei Mais und Kartoffeln.

  • Auswirkungen auf den Verkehr:
    In Südeuropa gibt es wegen der Hitze bereits teilweise Probleme im öffentlichen Nahverkehr – in Frankreich zeigt sich das durch Verspätungen.
Deutschlandfunk-Nova-Reporter Julian Kuper über die Folgen der Hitze in Europa
"In Frankreich hat die Hitze dazu geführt, dass Oberleitungen sich ausdehnen, tiefer hängen und die Schienen überhitzt sind – deswegen fährt die Bahn langsamer und es gibt Verspätungen."
  • Waldbrandgefahr:
    Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) nennt Deutschland mittlerweile ein Waldbrandland, sagt Julian Kupper. "Klar, macht Hitze alleine noch kein Feuer", sagt er. "Aber je heißer es ist, desto mehr Wasser verdunstet und das heißt, dass mehr trockenes Brennmaterial da ist – vor allem wenn es vorher länger nicht geregnet hat. Wenn dann jemand nicht aufpasst und ein Feuer verursacht oder sich ein Brand durch einen Blitzschlag entzündet, dann brennt es deutlich schneller und stärker."

    Zwar herrscht auch in Teilen Bayerns und Baden-Württembergs Waldbrandgefahr, doch in Brandenburg gab es vergangenes Jahr die meisten Waldbrände – und zwar 168 Stück auf rund 42 Hektar Fläche. Das liegt daran, dass aufgrund des sehr sandigen Bodens auf rund 70 Prozent der Waldflächen Kiefern wachsen – das ist so viel wie sonst nirgendwo in Deutschland.

    Die Bäume wachsen schnell und sollen den großen Holzbedarf decken. Doch sie brennen auch leicht. "Auch trocknen die ganzen Kiefernnadeln am Boden schnell aus und können brennen", sagt Julian Kuper, "außerdem gibt es in Brandenburg durchschnittlich deutlich weniger Regen als zum Beispiel in Bayern."
Shownotes
Hitzewelle
Waldbrandgefahr und Dürre: Die Folgen der Hitze
vom 18. Juli 2022
Moderatorin: 
Jenni Gärtner
Gesprächspartner: 
Julian Kuper, Deutschlandfunk Nova