Laut Robert-Koch-Institut leben in Deutschland rund 78.000 HIV-Infizierte, mehr als 3200 Neuinfektionen gab es allein im vergangenen Jahr. Würden alle Infizierten mit einem Medikament behandelt werden, könnte die Zahl sehr viel niedriger sein.
Denn das Ansteckungsrisiko bei HIV-Infizierten, die eine antiretrovirale Kombinationstherapie bekommen, ist sehr gering. Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler der Uniklinik Hamburg-Eppendorf. Die Forscher beteiligen sich an einer Studie, die auf Daten aus 75 europäischen HIV-Zentren basiert. Insgesamt werden Daten von über 1000 Paaren gesammelt. Die Studie läuft noch drei Jahre, jetzt gab es den ersten Zwischenbericht.
Keine Ansteckung trotzt ungeschütztem Sex
Dabei werden die Sexualkontakte, geschützt und ungeschützt, erfasst. Bei Paaren, wovon ein Partner HIV-positiv ist, wurde das Virus in der Regel nicht übertragen, auch wenn das Paar im Schnitt ein Mal pro Woche ungeschützten Verkehr hatten. Die Ergebnisse beziehen sich vor allem auf mehr als 680 heterosexuellen Paare. Daten für die homosexuellen Paare werden noch analysiert.
Angst vor Ansteckung nehmen
Für die Infizierten in einer Beziehung ist das Ergebnis eine Erleichterung, denn sie leben ständig in Angst, den Partner beim Sex anzustecken, sagt Jan van Lunzen im "Deutschen Ärzteblatt". Durch die Behandlung mit der antiretrovirale Kombinationstherapie können die Wissenschaftler den Menschen zwar nicht die Angst nehmen, aber sie verringern.
Gefahr durch Unwissenheit
Häufigste Ansteckungsquelle ist aber nicht der Sex innerhalb einer festen Beziehung, sondern außerhalb. Das haben die Forscher anhand der genetischen Struktur der Vieren nachweisen können. Und dabei geht die Gefahr vor allem von den Menschen aus, die selbst gar nicht wissen, dass sie mit HIV infiziert sind. 2,4 Millionen Menschen, schätzt der Europäische Aids Kongress 2013, sollen in Europa infiziert sein, ohne es zu wissen.