Martin Scorseses Film "Killers of the Flower Moon" wird dafür kritisiert, dass er die Geschichte der indigenen, nordamerikanischen Volksgruppe der Osage hauptsächlich aus der Täterperspektive erzählt. Anderen aktuellen Serien und Filmen gelingt es hingegen besser, indigene Identitäten zu zeigen – sie schaffen Sichtbarkeit und sorgen für mehr Vielfalt.

Martin Scorseses Film "Killer of the Flower Moon" war bei den Academy Awards in zehn Kategorien nominiert, konnte aber keinen der Oscars gewinnen. Möglicherweise liegt das auch daran, dass die filmische Erzählung über die Morde an den Mitgliedern der Osage die Täter und deren Perspektive in den Mittelpunkt rückt. Dafür hatte es Kritik gegeben.

"Grundsätzlich ist das ein total wichtiger Film, denn er erzählt eine Geschichte, die vorher in Hollywood keine Rolle gespielt hat. Hunderte Menschen wurden damals umgebracht, weil die Weißen an das Erdöl auf ihrem Territorium wollten."
Simone Schlosser, Deutschlandfunk Nova

Dennoch ist der Film wichtig, weil er einen Teil der nordamerikanischen Geschichte erzählt, die zuvor nicht in dieser Form verfilmt wurde. Und zwar den Teil der US-Geschichte, der die Tötung und Ausbeutung hunderter nordamerikanischer Indigener zum Thema hat. Diese Verbrecher weißer Einwanderer und Siedler, die sich zwischen 1910 und 1930 ereignet haben, beleuchtet der Film "Killers of a Flower Moon".

Scorseses Film steht damit auch für eine neue Entwicklung in der US-amerikanischen Film- und Serienbranche: Mittlerweile werden die Geschichten indigener Menschen häufiger dargestellt als es bisher der Fall war, sagt Deutschlandfunk-Reporterin Simone Schlosser.

Positivbeispiel: "Reservation Dogs"

Ein Beispiel einer Serie, die zudem auch die Perspektive indigener Nordamerikaner einnimmt und auch von Filmemacher*innen mit indigenen Wurzeln produziert wurde, ist die Serie "Reservation Dogs" (unser Bild oben), zu sehen auf der Streamingplattform Disney+. In den USA hat die Serie um vier Jugendliche, die in einem Reservat aufwachsen, große Bekanntheit erlangt.

Als weiteres Beispiel für Serien mit indigenen Hauptfiguren nennt Simone Schlosser die Serie "Echo", die zum Marvel-Universum zählt. Die Handlung spielt in einem fiktiven Reservat im Bundesstaat Oklahoma. Die Hauptfigur Maya ist – genau wie die Darstellerin Alaqua Cox – indigener Abstammung. Die Serie ist ein Spin-off der Serie "Hawkeye" und ebenfalls auf Disney+ zu finden.

Indigene Figuren nicht nur im Mittelpunkt,
sondern als Teil einer Normalität

Der Trend geht inzwischen dahin, die indigenen Figuren nicht grundsätzlich in den Mittelpunkt zu stellen, sondern ihre Geschichten in der Haupthandlung mitzuerzählen, sagt Simone Schlosser. Beispielhaft dafür ist die aktuelle Staffel der Serie "True Detective": Neben der erfahrenen Polizeiermittlerin Liz Danvers, die von Jodie Foster verkörpert wird, spielt Kali Reis die junge indigene State Trooperin Evangeline Navarro, die mit ihrem Wissen über Bräuche und Traditionen indigener Nordamerikaner zu den Ermittlungen in einem Fall beiträgt.

"Die neue Staffel spielt in einer fiktiven Kleinstadt in Alaska. Es geht schon auch um das Leben der Indigenen, aber vor allem ist es eben ein spannender Krimi. Ich glaube, solche Stoffe mit indigenen Figuren wird man in Zukunft mehr sehen."
Simone Schlosser, Deutschlandfunk Nova

In der ersten Staffel dieser Serie standen zwei männliche weiße Ermittler im Mittelpunkt. Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Simone Schlosser geht davon aus, dass in Zukunft häufiger Serien und Filme produziert werden, die auch indigene Figuren als Teil einer diverseren Normalität zeigen werden.

Shownotes
Hollywood
Indigene in US-Filmen und Serien häufiger repräsentiert
vom 13. März 2024
Moderation: 
Christoph Sterz
Gesprächspartnerin: 
Simone Schlosser, Deutschlandfunk Nova