"EatWith" - Das ist wie Airbnb nur halt für Essen. Statt ins anonyme Lokal zu gehen, lassen wir uns von Fremden nach Hause einladen. DRadio-Wissen-Reporter Dominik Schottner hat es für uns getestet.
Dominik war zu Besuch bei Camilya in London. Mit ihm stolperten noch drei Paare durch die Tür, alle zwischen 25 und 35 Jahre alt. Sie kommen aus Italien, England und Singapur. Und sie wollen das Gleiche wie Dominik: Ungewöhnlich essen, dabei am besten noch neue Leute kennenlernen und es schön gemütlich haben.
"Pseudointimes Showkochen"
Im ersten Moment fühlt sich das Konzept von EatWith in etwa so an, wie wenn du zu einer Dinnerparty eingeladen bist, wo du niemanden kennst. Nur dass sich hier Gäste und Gastgeber eben völlig fremd sind. Die Buchung des Dinners funktioniert im Prinzip wie bei Airnbnb: Termin und Ort aussuchen und schauen, was angeboten wird. Dazu gibt es ein paar schicke Bilder von der Wohnung und vom Essen und natürlich den Menüplan. Und wer will, kann sich noch eine Selbstbeschreibung des Gastgebers und die vorigen Bewertungen ansehen.
"EatWith hat natürlich schon Konkurrenz im Social Dining-Bereich. Feastly, Voulezvousdiner, PlateCulture, Story-Teller - alle versprechen, mehr als nur Essen zu vermitteln. Menschen kennenlernen, Ausbrechen aus dem Alltag und dabei: entspannt sein."
Bei Camilya gab es ein Fünf-Gänge-Menü, zum Beispiel Kohlsuppe, vegetarischer Burger aus Linsen und Zucchini. Das alles zum Preis von 41 Euro. Dafür gibt es dann noch einen Espresso, Leitungswasser - und eine Flasche Wein, die sich die sechs Gäste teilen. "Usually... it's bring your own", erklärt Camilya die Regelung.
"Alles lecker, Stimmung gut", DRadio-Wissen-Reporter Dominik war zunächst ganz angetan von seinem Dinner. Eine Sache aber konnte er an seinem Abend nicht abschütteln: Auch wenn die Gäste wild miteinander plauderten, so ganz wie bei guten Freunden ist es dann noch nicht. Denn in der Küche versacken, das ist nicht drin. Dreieinhalb Stunden dauert ein EatWith-Abend in der Regel. Und nach ziemlich genau dreieineinhalb Stunden war auch bei Dominiks Besuch in London Schluss.
Schließlich bleibt es für die Gastgeber zumindest ein kleines Business und das muss sich lohnen: 15 Prozent der Einnahmen gehen als Provision an EatWith, mit dem Restbetrag müssen sie Zutaten und ihre Arbeit abdecken. EatWith checkt zudem alle Gastgeber und je nach Land müssen diese auch ein Gewerbe anmelden - und mit dem Besuch vom Gesundheitsamt rechnen. Bei Camilya gibt es aber nichts zu befürchten: Alles ist sauber. So richtig warm mit den Gästen wurde die gebürtige Italienerin dieses Mal leider nicht.
"Und da ist es passiert: Die 30 Jahre alte Camilya, die eigentlich Fotografie studiert hat und im Brotjob Immobilien vermittelt, zerstört meine romantische Vorstellung."
Mittlerweile gibt es EatWith rund um den Globus: in Buenos Aires, Sydney, Zagreb - in Deutschland beispielsweise in Düsseldorf, Köln, München und Berlin. Und auch die Varianz der Gastgeber ist groß. Die einen richten Mega-Menüs für 20 Leute in riesigen Business-Lofts aus, andere zaubern eine nette Tapas-Runde am Holztisch. Und so ändert sich sicherlich auch, ob das Geldverdienen bei EatWith das Hauptmenü ist oder doch eine süße Nebensache.