Am Küchentisch ergonomisch arbeiten? Grundsätzlich geht das. Ein guter Stuhl kann helfen und ständige Bewegung – auch beim Sitzen.
Stundenlanges Arbeiten daheim stellt auch gewisse Anforderungen an den Arbeitsplatz zu Hause. Eigentlich soll er ergonomisch sein, möglichst keine Haltungsschäden oder gesundheitliche Schäden anderer Art hervorrufen. Unser Reporter Timo Nicolas hat sein Bürosetup vom Profi durchchecken lassen. Beim Stuhl fängt es an.
Ein guter Bürostuhl sollte Folgendes bieten, sagt Nils Backhaus von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin:
- eine Rückenlehne
- eine ausreichend tiefe Sitzfläche
- Höhenverstellbarkeit
- Armelehnen
- Bewegungsoptionen (nach vorne, hinten und seitwärts)
Nils Backhaus rät davon ab, ständig von der Couch oder am Küchentisch zu arbeiten. Er empfiehlt statt Laptop: Monitore, Tastatur und Maus getrennt voneinander. Das hilft dabei, eine unschädliche Sitzhaltung einzunehmen.
Die Arme brauchen Spielraum
Der Bildschirm sollte möglichst parallel zum Fenster ausgerichtet sein, damit das Tageslicht nicht blendet. Außerdem sollten Tisch und Stuhl so aufeinander abgestimmt sein, dass die Schultern hängen können und die Arme trotzdem einen rechten Winkel bilden.
Auf dem Bürostuhl ist Bewegung mit viel hin- und herrutschen angesagt.
"Heute ist es nicht mehr State-Of-The-Art, möglichst gerade, mit steifem Rücken auf dem Stuhl zu sitzen, sondern sich ständig zu bewegen."
Das Motto lautet: Die beste Sitzposition ist immer die nächste. Am besten geht das mit einem sogenannten dynamischen Stuhl. Josef Glöckl hat in den 90er Jahren einen der ersten Stühle dieser Art erfunden.
"Wir sind immer gelaufen und gegangen, da haben sie eine vertikale Be- und Entlastung ihrer Bandscheiben und der inneren Organe. Der Körper braucht dieses vertikale Schwingen."
Seine Firma Aeris baut Stühle, mit denen Arbeitende in alle Richtungen schwingen können. So wird es auch von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz empfohlen. Mit Rückenlehne kosten die Sitzmöbel allerdings knapp 1000 Euro. Konkurrenzprodukte sind teilweise ähnlich kostspielig.
Bewegung durch einen leeren Tisch
Aber auch ohne teuren, superergonomischen Bürosessel sei es möglich, bei der Arbeit zu Hause in Bewegung zu bleiben, sagt Stuhlerfinder Josef Glöckl. Dann sei die Bewegung über das Greifen von Dokumenten und Gegenständen in die Arbeit integrierbar.
"Clean Desk ist ganz wichtig, leerer Schreibtisch: nicht alles cockpitmäßig in Reichweite haben, weil sie dann überhaupt keinen Grund mehr haben aufzustehen."
Clean Desk hin, idealer Stuhl her: Das Hauptproblem, wenn es um die Gesundheit im Homeoffice geht, seien eigentlich die Kosten, findet unser Reporter Timo Nicolas.
Bildschirme, Tastatur, dynamischer Stuhl, im Homeoffice finanzieren das die Arbeitende selbst. Man könne zwar mit seinem Arbeitgeber verhandeln, eine Verpflichtung zum gesunden Home-Office-Arbeitsplatz gebe es in den meisten Fällen aber nicht, sagt Timo. Grundsätzlich zahle es sich langfristig für Unternehmen aus, in die Schreibtische der Angestellten zu Hause zu investieren.
"Es ist eigentlich im Interesse der Betriebe, langfristig gesunde und belastbare Kolleginnen und Kollegen zu haben und nicht Leute, die langfristig ausfallen – vielleicht weil sie einen Bandscheibenvorfall haben."
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