Langzeitobdachlose sind durchs Netz der sozialen Hilfsangebote gefallen. Sie in Wohnungen unterzubringen, ist das Ziel von Housing First Berlin. Denn damit ist ein "Kosmos an Hilfsleistungen" verbunden, sagt der Projektkoordinator.
Housing First richtet sich an Menschen, die viele Jahre auf der Straße gelebt haben, sagt Sebastian Böwe von Housing First Berlin. Sie fallen meist durch das Netz an Hilfeangeboten, die es in Deutschland gibt.
Seit dem Start des Projekts Housing First Berlin 2019 sind 95 Menschen in Wohnungen untergebracht worden, sagt Sebastian Böwe. "Momentan haben wir vier Mietverträge, die kurz vorm Abschluss stehen", ergänzt der Projektkoordinator.
"Diese Langzeitobdachlosen stellen schon einen Querschnitt durch die Gesellschaft dar."
Unter den Betroffenen seien ganz unterschiedliche Menschen: von Führungskräften bis hin zu einfachen Arbeitenden oder junge Erwachsene, die aus der elterlichen Wohnung geworfen wurden und von Notschlafstelle zu Notschlafstelle ziehen.
Ziel des Projekts ist es, Menschen, die kein Dach über dem Kopf haben oder in prekären Wohnsituationen leben und keine Unterstützung haben, in Wohnungen unterzubringen.
"Es ist wichtig, den Menschen zu sagen: Hier sind deine Wohnung und dein Mietvertrag. Du bist mit allen Pflichten und Rechten für diese Wohnung verantwortlich."
Obdachlose Menschen brauchen eine langfristige Perspektive, meint Sebastian Böwe. Eine Wohnung auf Zeit zu bekommen, sei für die meisten Obdachlosen keine Lösung, vor allem, wenn sie die Erfahrung gemacht hätten, dass danach das Mietverhältnis einfach endet und sie wieder auf der Straße landen.
Erst Wohnung, dann Problemlösung
Eine eigene Wohnung und ein eigener Mietvertrag sind gleichbedeutend mit einem Neustart für die Betroffenen. Denn daran schließe sich ein "ganzer Kosmos an Hilfsmaßnahmen" an, erklärt der Projektkoordinator. Oft stelle sich heraus, dass die Obdachlosigkeit nur eine Folge anderer Probleme sei, die durch den "Kosmos an Hilfsmaßnahmen" erstmals richtig bearbeitet werden könnten. Zum Beispiel werden Krankheitsbilder oder Suchtverhalten aufgearbeitet, auch die familiären Beziehungen und die Arbeitssituation werden mit einbezogen.
Hilfe ohne Druck und Zwang
Diese Hilfsangebote und Unterstützung laufen ohne Zwang und Druck ab, sagt Sebastian Böwe. Die Pilotphasen hätten gezeigt, dass das Projekt so funktioniere. Vor einem Jahr wurde das Pilotprojekt abgeschlossen. Inzwischen habe sich das Projekt vergrößert und es wurden weitere Mitarbeitende eingestellt. Der Berliner Senat finanziert Housing First weiter, sodass die Finanzierung der nächsten zwei Jahre bereits sichergestellt ist, erklärt der Projektkoordinator.