Öffentliche Toiletten sind vielen ein Graus, doch wenn man einen Reizdarm hat wie Pia, kann es richtig schwierig werden. Wie wir auf öffentlichen Klos zumindest für eine gute Basis-Hygiene sorgen können, erklärt Mikrobiologe Dirk Bockmühl.
Die Toilette ist ein Ort, an dem Keime übertragen werden: Diese Aussage lässt uns vor so manchem öffentlichen WC zurückschrecken.
Hygieneexperte und Professor für Mikrobiologie, Dirk Bockmühl, räumt mit diesem Vorurteil auf. Er sagt, die meisten Krankheiten werden nicht über den Klogang übertragen. Vielmehr ist mangelndes Händewaschen ein Faktor, der eine große Rolle bei der Übertragung von Krankheiten spielt.
"Über die Haut eine Infektion bekommen ist unmöglich, man muss Krankheiten über Schleimhäute aufnehmen."
Durch den Kontakt der Hände mit Keimen und dem anschließenden Kontakt mit Mund oder Augen werden viel häufiger Krankheiten wie Hepatitis übertragen. Weil Krankheiten im Regelfall nicht zu befürchten sind, fürchtet sich auch Pia nicht vor öffentlichen Toiletten. Ganz im Gegenteil, gerade die Vielzahl an Klos ist für Pia unglaublich wichtig, um ihren Alltag zu bestreiten.
Leben mit Reizdarm
Pia hat vor zwei Jahren endlich herausfinden können, was der Grund für ihre lebenseinschränkenden Verdauungsstörungen ist: Diagnose Reizdarm.
Bei Pia äußert sich die Empfindlichkeit des Darms so, dass sie an manchen Tagen Essen verträgt, was am nächsten Tag zu Durchfall führt. Im Alltag bedeutet das, sowohl Klogänge bis zu zwei Stunden einkalkulieren zu müssen, als auch die Planung von Ausflügen vom Vorhandensein von Toiletten abhängig zu machen.
"Den einen Tag kann ich Grillen und Schweinefleisch essen und am anderen Tag sitzt ich dann den ganzen Tag auf Toilette."
Mittlerweile weiß Pia, wo sie die besten Spots für öffentliche Klos in der Stadt findet. Besonders wichtig ist ihr dabei, dass es mehrere Toiletten nebeneinander gibt, damit es so anonym wie möglich auf der Toilette zugeht.
Panik vor dem Klogang
Inzwischen versucht Pia so offen wie möglich mit ihrer Krankheit umzugehen. Es hilft ihr, dass ihr Umfeld dadurch besser auf sie eingehen kann und sie sich nicht mehr verstecken muss. Auch in ihrer Beziehung hat der offene Umgang für Entspannung nach dem Zusammenziehen gesorgt.
Am Anfang sei es Pia noch schwergefallen, in der gemeinsamen Wohnung mit ihrem Freund zur Toilette zu gehen. Mittlerweile ist das aber kein Problem mehr für sie.
Ausflüge zu Orten, an denen keine öffentlichen Toiletten vorhanden sind, schlägt Pia aber immer noch aus. Sie hat Angst, dass eine Panikattacke zu plötzlichem Durchfall führt. Trotzdem lässt sie sich nicht mehr komplett ausbremsen vom Klogang und ihrer Krankheit und wird demnächst sogar eine Reise nach Bali machen.
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- Pia Lamottke hatte früher aufgrund ihres Reizdarmsyndroms Angst, auf öffentliche Toiletten zu gehen
- Dirk Bockmühl, Mikrobiologe