Umsonst und draußen mit Freund*innen tanzen: Solche Events - Raves - finden immer wieder statt, organisiert von Gruppen oder Kollektiven. Es gibt jedoch einen Haken: Sie sind illegal. Doch erste Schritte für legale Raves sind bereits gemacht.

Im Wald, einem stillgelegten Gebäude oder eine Lichtung – die Location wird meist durch ein Geofoto und einer kleiner Beschreibung in Chat-Gruppen geteilt. Der Weg zur Location ist oft ein kleines Abenteuer. Sie muss einigermaßen gut erreichbar, aber auch abgelegen genug sein, dass die Polizei nicht wegen Lärmbelästigung anrückt, erklärt einer der Veranstalter. Er möchte anonym bleiben, weil Raves illegal sind.

"Man muss sehr genau gucken, wo man das macht. Die Auswahl basiert darauf, ob man da hinkommt mit Bahn und Fahrrad."
Organisator und Mitglied eines Kollektives, möchte anonym bleiben

Ein einfacher Tisch dient als Bar, Generatoren sorgen für den Strom und ein Subwoofer und vier Boxen machen den Sound. Die Veranstalter*innen sind eine Gruppe aus Freunden, welche sich vor acht Jahren zusammengeschlossen haben, weil sie Lust hatten zu feiern.

Illegal: trotzdem wird gefeiert

Wenn illegale Raves von der Polizei beispielsweise wegen Lärmbelästigung aufgelöst werden, gibt es meist keine Konsequenzen. Die Veranstalter*innen mussten erst zweimal eine Strafe zahlen. Sie hatten in einem Waldschutzgebiet gefeiert, deswegen mussten die Organisator*innen 1000 Euro zahlen, Teilnehmende werden nicht belangt.

Illegale Raves gibt es in jeder etwas größeren Stadt und haben viel Zulauf. Was Teilnehmende an Raves schätzen:

  • "Mich reizt, keine 25 Euro Eintritt zu bezahlen."
  • "Man ist einfach mal in der Natur, in der es weniger Grenzen gibt, mehr Freiheit. In einer Welt, in der die Partyszene mega kommerzialisiert wird, eine Gegenbewegung zu haben."
  • "Wir sind hier nicht an einem Ort, an dem jeden Tag getanzt wird, das gibt dem Ganzen was Besonderes, was Ehrliches und auch was Intimes."

Gegen Kommerz und für mehr Freiheit – aus diesen Gründen etablierte sich den 80ern eine Raveszene, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Gesine Kühne. Doch das Feiern in der Natur bedeutet Umweltverschmutzung, selbst wenn die Veranstaltenden darauf achten, den Ort sauber zu hinterlassen. Lärm ist auch eine Verschmutzung.

Endlich Raum für legale Raves?

Elena Pitscheider von der Clubcommission Berlin setzt sich dafür ein, dass die Hauptstadt Flächen für nichtkommerzielle Raves zur Verfügung stellt. Das würde den Nutzungsdruck von verschiedenen Flächen wegnehmen. Weiterhin würde man durch legale Raves mehr auf die Umwelt und den Naturschutz achten, sagt Elena. Das Interesse an legalen Veranstaltung ist da, doch die Antragstellung ist noch kompliziert.

"Viele Menschen haben Interesse daran, legale Raves zu organisieren. Sie wissen allerdings nicht, wo sie anfangen sollen mit den Genehmigungen."
Elena Pitscheider, Clubcommission Berlin

Seit 2021 gibt es in Berlin bereits Bemühungen um Freiflächen, doch die politischen Mühlen mahlen sehr langsam. Gleichzeitig steigt die Anzahl an illegalen Raves, so Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Gesine Kühne. Erste Städte haben etwas getan: Halle und Leipzig haben bereits solche Flächen geschaffen, der Stadtstaat Bremen hat ein Freiluftpartygesetz verabschiedet, um Raves einfacher beantragen zu können.

Shownotes
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Werden illegale Raves bald legal?
vom 04. Juli 2024
Moderation: 
Diane Hielscher
Gesprächspartnerin: 
Gesine Kühne, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin