Impfstoffe von Biontech/Pfizer, Moderna und Astra-Zeneca sind gegen Sars-CoV-2 unterschiedlich effektiv. Insgesamt sei ihre Leistung ganz beachtlich, sagt der Immunologe Carsten Watzl – auch gegen die britische und die südafrikanische Variante.

Seit Monaten kommen aus der Virologie Warnungen vor verschiedenen Sars-CoV-2-Mutanten. Befürchtet wird einerseits, dass sie aggressivere Eigenschaften haben und andererseits bereits entwickelte Impfstoffe in der Praxis ihre Effektivität verlieren oder diese deutlich verringert wird.


Carsten Watzl erklärt, dass Effektivität bei Impfstoffen bedeutet, wie stark sie das Risiko einer schweren Erkrankung verringern. Weise ein Impfstoff eine Effektivität von 60 Prozent auf, bedeute das eben nicht, dass 60 Prozent der Geimpften geschützt und 40 Prozent komplett ungeschützt sind.

"Wenn wir über eine Effektivität von 60 Prozent reden, heißt es, jeder hat einen Schutz, und persönlich reduziert sich mein Risiko, schwer zu erkranken um 60 Prozent."
Carsten Watzl, Immunologe, Technische Universität Dortmund

Was den Impfschutz angeht macht sich Carsten Watzl bei der britischen Variante des Virus, oder Mutante B.1.1.7, geringe Sorgen. Gegen diese wirken die mRna-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna so effektiv wie gegen die ursprüngliche Virusvariante, sagt der Immunologe von der Technischen Universität Dortmund.

"Wir wissen mittlerweile, dass Geimpfte die Virusmutante aus Großbritannien genauso gut abwehren können wie die Ursprungsvariante."
Carsten Watzl, Immunologe, Technische Universität Dortmund

Mit geringfügigen Abstrichen bei der Effektivität gelte das auch für den Vektor-Impfstoff von Astra-Zeneca. Carsten Watzl erwartet hier eine Effektivität von bis zu 80 Prozent gegen die britische Sars-CoV-2-Mutante.

Zweifelhafte Studie zur Südafrika Variante

Anders ist die Lage bei der Südafrika-Mutante B.1.351, der sogenannten Immun-Escape-Mutante. Carsten Watzl vermutet, dass hier die Effektivität der mRna-Vakzine von Biontech/Pfizer und Moderna wahrscheinlich auf 60 Prozent abfallen werde.

Eine kleine, bislang unveröffentlichte südafrikanische Studie (Stand 23.02.2021), attestiert dem Astra-Zeneca-Impfstoff nur rund 10 Prozent Effektivität gegen die Südafrika-Variante. Carsten Watzl zweifelt, wie auch der Virologe Christian Drosten, an der Aussagekraft der Studie mit nur rund 2000 relativ jungen Teilnehmenden.

Höhere Effektivität vermutet

Schwere Fälle seien hier nicht aufgetreten und die Effektivität des Impfstoffs bei diesen Verläufen lassen sich bei der gewählten Gruppe also kaum nachweisen. Vermutlich liege die Effektivität des Astra-Zeneca-Impfstoffs gegen die Südafrika-Variante bei um die 50 Prozent.

"Ich gehe davon aus, dass die Impfwirkung von Astra-Zeneca deutlich unterschätzt wurde, weil gerade die schweren Verläufe und die Todesfolgen durch die Impfung verhindert werden."
Carsten Watzl, Immunologe, Technische Universität Dortmund

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Shownotes
Impfstoffe und Effektivität
Immunologe: "Impfwirkung von Astra-Zeneca deutlich unterschätzt"
vom 23. Februar 2021
Moderator: 
Paulus Müller
Gesprächspartner: 
Carsten Watzl, Immunologe, Technische Universität Dortmund