Wie eine Buche oder ein Buntspecht aussieht, wissen die meisten von uns wohl nicht ohne zu googeln. Bei Oma und Opa war das anders. Ähnlich ist es bei Indigenen – auch sie verlieren ihr Wissen über die Natur. Das haben Forschende nun auf den Salomon-Inseln untersucht.
Indigene Völker sind auf das Wissen über ihre Umwelt angewiesen. Sie wissen, wo und wann die Fische laichen oder welche Arten es in ihren Gewässern gibt. Eine Studie über die Salomonen im Südpazifik zeigt jetzt: Dieses Wissen geht langsam verloren.
"Generell kennt sich niemand besser mit der Natur aus, als die, die darin und von ihr leben – eben oft Indigene. Auch Forschende nutzen dieses Wissen, um beispielsweise Veränderungen in der Artenvielfalt zu beobachten."
Die Forschenden haben für ihre Studie die Bewohner der Salomonen befragt, die traditionell eine sehr starke Beziehung zu ihrer Umwelt haben. Sie leben vor allem vom Fischfang – und besitzen ein großes Wissen über Arten, Entwicklungsphasen oder Geschlecht der Fische. Schließlich leben sie nicht nur in, sondern auch von der Natur, sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Anne Tepper.
"Es gibt ja kein System, nach dem man so ein Wissen messen kann. Deswegen sollten die Befragten alle Arten, die sie kennen, aufzählen und dann in Kategorien einteilen – und je mehr Kategorien gebildet werden, desto größer der Wissensschatz."
Um das Wissen der Indigenen zu messen, sollten sie prinzipiell alle Meerestiere aufzählen, die sie kennen. Das Problem für die Forschenden: Die Tiere hatten von Dorf zu Dorf unterschiedliche Namen und die stimmten auch nicht mit denjenigen der Forschenden überein.
Deswegen sollten die Befragten alle Arten, die sie kennen, aufzählen und dann in Kategorien einteilen. Also: Wie sieht ein Fisch aus? Wie lebt er? Wie kann man ihn fangen? Was kann man daraus zubereiten? Je mehr Kategorien die Befragten benennen konnten, desto größer der Wissensschatz.
Wissen von Alter und Gegend abhängig
Das Ergebnis: Das Wissen variiert je nach Alter und Gegend sehr stark. Je jünger die Befragten waren und je näher das Dorf am regionalen Zentrum, der Stadt Munda, lag, desto weniger wussten sie, sagt Anne Tepper. Besonders deutlich wurde es vor allem bei der Anzahl überhaupt bekannter Arten.
Äußerer Einfluss verändert Wissen
Dieses Phänomen ist auch aus anderen Teilen der Welt bekannt: Je größer der Einfluss von außen auf Indigene, desto stärker nimmt ihr traditionelles Wissen ab. Gibt es in der Nähe etwa eine Stadt mit einem großen Markt, Läden und einem Flughafen – dann verändert das auch den Lebensstil der Indigenen in der Nähe.
Je mehr einfachere Alternativen zur traditionellen Lebensweise angeboten werden, desto eher geht Wissen verloren, sagt Anne Tepper. Wenn Indigene leicht an fertige Gerichte kommen oder andere Einnahmequellen wie beispielsweise der Tourismus attraktiv werden, dann fehlt die Notwendigkeit beispielsweise zu fischen. Weniger Fischfang, bedeutet dann auch weniger über Fische wissen zu müssen.