In die Praxis von Malik Böttcher kommen zurzeit viele Patientinnen und Patienten mit Rotznase. Wir haben den Allgemeinmediziner alle wichtige Fragen rund um den Schnupfen gestellt – im Namen aller, denen gerade die Nase läuft.
Beim Schnupfen wird in der Nase Sekret gebildet, der die Nase verstopft – und das nervt. Aber Schleim und Rotz sind äußerst sinnvoll und nützlich.
Nasenschleim ist gut
Die Nase produziert immer Schleim, was nicht überrascht, denn unsere Nasen haben eine Schleimhaut. Diese produziert ein Sekret, das in der Fachsprache Muzin heißt. Das Sekret wird abgesondert und liegt auf der Schleimhaut, erklärt der Allgemeinmediziner Malik Böttcher. "Das kann mal weniger oder stärker sein."
Mit dem Sekret werden Fremdkörper und Erreger langsam und in einer Wellenbewegung aus dem Nasen-Rachen-Raum hinaus transportiert, so der Arzt. Damit übernimmt der Schleim auch eine wichtige Funktion der Immunabwehr, denn er erhält auch Antikörper, die Erreger bekämpfen.
"Für die Schleimproduktion wird viel Körperwasser benutzt."
Wenn wir mehrere Tage Schnupfen haben, wird reichlich Schleim produziert, für den Körperwasser gebraucht wird. Deshalb ist es gut, mehr zu trinken, wenn die Nase läuft. "Ein halber Liter mehr als sonst sollte drin sein", rät Malik Böttcher.
Die Farbe des Sekrets verrät, ob es eher ein bakterieller oder viraler Infekt ist. Bei anhaltendem Schnupfen kann der Schleim im Labor untersucht werden, um dann die passende Therapie zu bestimmen.
Das richtige Naseputzen
"Am Schönsten ist es, wenn das Sekret ungehindert abfließen kann", sagt der Arzt. Der Mensch sei das einzige Lebewesen, das mit einem Taschentuch den Rotz abputzt. "Die Natur hat sich eigentlich gedacht: Das Sekret läuft und die Person erträgt es. Das tun wir aber leider nicht." Denn im Alltag ist das Laufenlassen nicht immer möglich und für die Mitmenschen nicht so schön anzusehen.
Malik Böttcher empfiehlt mit dem Taschentuch dezent die Nase zu säubern, ohne viel Druck. "Wenn, dann nur ganz leichte Ausatembewegungen", rät der Mediziner. Auch beim Reiben der Nase vorsichtig sein, denn die ist empfindlich und wird schnell rot und wund. Auf keinen Fall die Nase mit viel Druck putzen. Also, kein "Trompeten".
Wenn nötig, kann ein abschwellendes Nasenspray helfen. "Aber nicht zu lange nutzen", sagt Malik Böttcher. Zwei bis drei Tage seien in Ordnung, aber kein anhaltender Gebrauch. "Denn die können mit der Zeit stark abhängig machen", sagt Malik Böttcher.
Der Nasenzyklus
Menschen haben einen Nasenzyklus, auch wenn dieser sehr individuell verschieden ist. Wenn die Nase mal nicht läuft, können wir feststellen, dass ein Nasenloch stärker "belüftet" wird, so Malik Böttcher.
Das heißt, wir atmen stärker durch ein Nasenloch, das andere kann sich quasi ausruhen. Dieser Zyklus wechselt alle sechs bis sieben Stunden. Gesteuert wird er über das vegetative Nervensystem und ist damit aktiv nicht zu beeinflussen.
"Das ist ein ganz normaler physiologischer und gesunder Vorgang", sagt der Mediziner. Warum es diesen Nasenzyklus gibt, ist nicht vollständig geklärt. Man gehe davon aus, dass es um das Regenieren geht, so Malik Böttcher.
Dieser Zyklus kann nervig sein, wenn beim Schnupfen dann gar keine Luft mehr durch die Nase kommt.
Beide Nasenlöcher sind zu – was jetzt?
Dann heißt es erst einmal: keine Panik. Denn wir atmen durch den Mund weiter, auch wenn eine verstopfte Nase sehr unangenehm ist. Vor allem für die Nacht hilft es, den Kopf leicht erhöht zu lagern. Dafür reicht es zum Beispiel, einfach ein Extrakissen unter den Kopf zu legen.
"Kopfkissen hochstellen, das Sekret fließt dann besser ab."
Auch Inhalieren mit Salzwasser kann helfen, am besten kurz vor dem Schlafengehen. Dafür kann auch zusätzlich Eukalyptusöl genutzt werden, aber nur wenig. "Das fördert die Sekretion", sagt der Mediziner. Auch das Riechen an ätherischen Ölen kann nützen, um die Nasenbelüftung etwas zu verstärken.
Wenn aus dem Schnupfen eine Nasennebenhöhlenentzündung wird
In den ersten drei bis vier Tagen eines Schnupfens wird Sekret gebildet. Der Schleim wird nach und nach weniger, auch wenn die Nase noch läuft. In diese Zeit fällt die Gefahr für eine Nasennebenhöhlenentzündung, eine Sinusitis. Wenn in dieser Zeit zum Beispiel ein anderer Erreger in die Nase gelangt, können die Nasennebenhöhlen als Reaktion zugehen.
Zugleich wird weiter Sekret gebildet, was zu einem starken und sehr unangenehmen Druckgefühl führen kann. Auch Eiter kann sich bilden. Wenn wir eine Sinusitis haben, ist es ratsam, zum Arzt zu gehen. Damit es nicht zur chronischen Entzündung wird.
Vorsicht bei Nasenduschen
Malik Böttcher rät von Nasenduschen als Life Style ab. Der Körper wisse, warum er mehr Schleim produziert. Die regelmäßige Nasendusche unterbreche diese Schleimbildung.
Patient*innen sollten sich mit dem Arzt abstimmen, auch was die richtige Anwendung angeht, rät der Mediziner.