Die russische Regierung hat ein landesweites Verbot für Facebook und Instagram beschlossen. Ein polnisches Hacker-Kollektiv hat eine Website bereitgestellt, über die man Russinnen und Russen über den Krieg berichten kann.
Nach der Bestätigung des landesweiten Verbots von Instagram und Facebook durch ein Moskauer Gericht wird die Informationsbeschaffung für die Bevölkerung Russlands schwieriger. Abseits der Putin-treuen Medien gelangen kaum unabhängige Nachrichten zu den Menschen. Zahlreiche Internetseiten sind bereits gesperrt. Die Nutzung von VPN-Diensten, um Sperren zu umgehen, ist verboten.
Daten stammen wohl aus Hack
Eine Gruppe, eine Art Hacker-Kollektiv, die sich Squad 303 nennt, hat nun eine Seite veröffentlicht, die die Telefonnummern von rund 20 Millionen Russinnen und Russen bereitstellt.
Das Ziel: Menschen aus dem Ausland sollen zum Beispiel per Whatsapp möglichst viele dieser Kontakte anschreiben und sie über den Krieg in der Ukraine informieren.
Deutschlandfunk-Nova-Reporter Andreas Noll vermutet, dass die Daten für diese Website aus Hacks stammen.
Auf der Seite bekommen die User eine russische Standardbegrüßungsnachricht vorgeschlagen und eine Telefonnummer, die man mit Nachrichten versorgen kann. Als Standardtext ist eingestellt, man sei ein Fremder, lebe im Ausland und dass russische Militär sei in die Ukraine einmarschiert, es habe viele Tote gegeben.
Journalist führt mehrere Gespräche per WhatsApp nach Russland
Die Nachricht endet mit der Frage, wie das Leben in Russland derzeit läuft und wie es dem Kontakt geht. Der Text lässt sich auch individualisieren.
Ein SWR-Journalist berichtet, er habe mehrere Unterhaltungen mit Menschen in Russland über Whatsapp geführt, deren Kontakte von der Squad-303-Seite stammen.
Nach einigen Nachrichten wurden sogar Bilder ausgetauscht und Ängste und Sorgen angesichts des Krieges thematisiert. Da der Mensch offenbar die russische Propaganda durchschaut hatte, gab es eine Grundlage für den Chat.
Staat kann Chats per Ende-zu-Ende-Verschlüsselung nicht unterbinden
Dass das russische Regime einzelne Whatsapp-Nachrichten herausfiltert, ist wegen der Ende-zu-Ende-Verschlüsselung unwahrscheinlich. Eine Möglichkeit ist, WhatsApp komplett zu sperren.
Die russischen Sicherheitskräfte haben bei Anti-Kriegs-Demonstrationen schon Nachrichten auf den Handys überprüft. Ein Chat über den Krieg in der Ukraine ist in Russland verboten, wenn man den Begriff Krieg verwendet. Ein Whatsapp-Chat kann für Menschen in Russland also potenziell auch gefährlich sein.