Die Macherinnen und Macher hinter dem "International Music Award" der in Deutschland verliehen wird, haben hohe Ansprüche: einen Preis zu etablieren, der mit den "Brit Awards" und den "Grammy Awards" mithalten kann – und vor allem die Fehler des Vorgängers "Echo" vermeidet.
Die Jury ist international besetzt, unter den Nominierten befinden sich in erster Linie international bekannte Musikgrößen. Die einzige Ausnahme: Die deutsche Band Rammstein gewinnt in diesem Jahr den IMA als bester Live-Act 2019.
Mit einer zweisprachigen Moderation will der Musikpreis "International Music Awards" anscheinend dem "international" in seinem Titel gerecht werden. Moderiert wird die Veranstaltung unter anderem von Billy Porter, der bei der Oscar-Verleihung 2019 mit einer Mischung aus Abendkleid und Smoking für Furore gesorgt hatte.
Das verspricht genauso viel Glanz und Glamour wie die international besetzte Nominiertenliste. Schon die Wahl des Moderatoren gibt das Versprechen, dass die Preisverleihung bunt und abwechslungsreich wird. Jetzt muss es dem Axel Springer Media House, das diesen Preis verleiht, nur noch gelingen, all diesen Versprechungen auch gerecht zu werden.
"Die Kategorien sind alle offen und etwas vage, trotzdem finde ich das zeitgemäß. Das spiegelt wider, wie Pop gerade rezipiert wird, nämlich nicht mehr in Genres, sondern die Fans suchen ihre Idole nach anderen Aspekten aus."
Die Preisverleihung "Echo" endete 2018 mit einem Skandal. Der Musikpreis, der seit 1992 jährlich verliehen wurde, hatte Künstler ausgezeichnet, die hohe Verkaufszahlen vorzuweisen hatten. So hatten es auch die beiden Rapper Farid Bang und Kollegah unter die Nominierten geschafft und auch den Preis erhalten.
Das hatte eine heftige Kontroverse entfacht, weil sich viele Künstler gegen diese Auszeichnung ausgesprochen hatten. Die Begründung: Auf dem Album der Rapper waren sowohl sexistische wie auch antisemitische Textzeilen zu finden.
Panel und Board entscheiden über Nominierte und Gewinner
Der inoffizielle Nachfolger des Echos, die International Music Awards, die am 22. November zum ersten Mal verliehen werden, sind so konzeptioniert, dass solch ein Eklat von vorn herein ausgeschlossen ist. Zum einen gibt es ein Panel, dass sich aus internationalen und nationalen Musikexperten und Musikern zusammensetzt, die eine Vorauswahl treffen. Dazu gehören unter anderem Liam Gallagher, Benjamin von Stuckrad-Barre, Faber, Chilly Gonzales, Charli XCX, Cro und viele mehr.
Das Panel wählt drei Künstler pro Preis-Kategorie aus einer Longlist aus. Diese Longlists wurden vorab von den Redaktionen der Magazine Musikexpress, Metal Hammer und Rolling Stone geliefert. Die drei Künstler für die sich das Panel entscheidet, zählen zu den Nominierten. Ein Board aus internationalen und nationalen Journalisten entscheidet dann, welche Künstlerin oder welcher Künstler den Preis zugesprochen bekommt.
Die Preiskategorien bei den International Music Awards
Mit ungewöhnlichen Preiskategorien wie Commitment, Future und Style hebt sich der International Music Award von anderen Musikpreisen ab. Dadurch macht sich dieser Musikpreis auch frei davon, welche Künstlerinnen gerade in den Charts besonders erfolgreich sind und kommerziellen Erfolg haben, wie es zuvor beim Musikpreis Echo der Fall war.
Die acht Kategorien des International Music Awards:
- Future: Auszeichnung für zukunftsweisende Idee eines Musikers, Produzenten oder Popkünstlers.
- Commitment: Würdigung eines besonderen gesellschaftlichen oder sozialen Engagements.
- Sound: Wichtigste Tracks und Alben des Jahres.
- Visuals: Würdigung einer herausragenden Leistung im Bereich Video, Bühnenshow, Coverkunst oder Effekte.
- Beginner: Beste Newcomer
- Style: Originellster oder einflussreichster Style.
- Hero: Auszeichnung der Lebensleistung einer Künstlerin oder eines Künstlers.
- Performance: Publikumspreis, über den online abgestimmt wird. Die besten Live-Acts des Jahres stehen auf der Website zur Wahl.
Neben Billie Eilish, sind auch Solange, Chance The Rapper, Lizzo und Lykke Li in unterschiedlichen Kategorien nominiert. Außerdem wird der Musiker Sting in der Kategorie "Hero" für sein Lebenswerk ausgezeichnet.
"Man schaut dann eher, wer hat das visuelle Konzept, wer hat innovative Sounds. Und auch das die Kategorie nicht nach Geschlechtsidentität unterscheiden, finde ich gut. Von den 18 Nominierten sind 14 Frauen oder gender-queere Künstlerinnen."
Musikjournalist Christoph Möller findet den Versuch spannend, in Deutschland eine Show mit rotem Teppich, Glamour und Stars aus dem Boden zu stampfen. Der Chefredakteur des Rolling Stone Magazins, Sebastian Zabel, das die Preisverleihung veranstaltet, bittet in einem Statement um Geduld, damit sich der Preis etablieren kann. Gleichzeitig nennt er international renommierte Musikpreise wie die "Brit Awards" und die "Grammy Awards" in einem Atemzug mit dem IMA und macht damit deutlich, dass die Organisatoren sich als gleichwertigen Musikpreis im internationalen Vergleich etablieren wollen.
"Bis ein Preis mal die Größe eines Grammys oder der Brit Awards oder der MTV Awards hat, das braucht Zeit, bis sich so etwas etablieren kann. Das kann man nicht aus dem Stand heraus schaffen"