Die USA bombardieren Iran, Trump ruft nach Regimewechsel. Parshads Familie ist aus dem Iran geflohen. Die Comedienne erzählt, wie die Exil-Community auf das Geschehen im Iran schaut. Und wir fragen: Ist das der Anfang vom Ende des Mullah-Regimes?
Es ist ein Bangen zwischen Waffenruhe und Eskalation, nachdem Israel und später auch die USA den Iran mit Bomben und Raketen angegriffen hatten. (Stand: 24.06.2025, 14.30 Uhr) Erklärtes Ziel sei es, das iranische Atomprogramm zu stoppen, besser noch zu vernichten. Doch bei den Angriffen sind auch Zivilisten verletzt oder getötet, Gebäude zerstört worden. US-Präsident Trump hat die Bewohner Teherans deswegen aufgerufen, die Hauptstadt zu verlassen.
Parshad ist Comedienne und Entertainerin. Ihre Mutter ist vor Jahrzehnten aus politischen Gründen aus dem Iran geflohen. Doch viele ihrer Familienmitglieder leben noch immer dort, erzählt Parshad. Beide bangen zurzeit sehr um ihre Angehörigen.
Der Weg vom geschwächten zum gestürzten Regime ist lang
"Bunker, Alarm, Bomben – das alles erlebt meine Familie nicht zum ersten Mal", sagt Parshad, "sie alle sind Krieg gewohnt und versuchen ihre Angst nicht an die junge Generation weiterzugeben." Neben dem "Krieg im Außen", wie Parshad es nennt, gebe es auch einen "Krieg im Innen", also die Oppositionellen, die seit Jahrzehnten immer und immer wieder vergeblich versuchen, das Regime zu stürzen.
"Die Hoffnung, dass der Iran eines Tages wieder frei sein wird, haben so viele Menschen schon längst verloren", sagt Parshad. Doch dieses Mal sei es anders. Viele, darunter Parshads Mutter, haben wieder Hoffnung. Darauf, dass das Regime durch die Angriffe so geschwächt werden könnte, dass es endlich fällt.
"Die Hoffnung ist riesengroß, dass das Regime gestürzt wird."
Diese Zuversicht teilt Katajun Amirpur nicht. Sie ist Islamwissenschaftlerin an der Uni Köln und blickt derzeit ebenfalls mit großem Interesse in den Iran. Man könnte nicht einmal sagen, ob das Atomprogramm wirklich vernichtet oder wie stark es zurückgeschlagen wurde, sagt Katajun Amirpur. Zudem sei das Wissen um das Bauen einer Bombe immer noch da. Nicht ohne Zynismus fügt sie hinzu: "Das Wissen geht nicht verloren, wenn man ein paar Atomwissenschaftler wegbombt." Auch die militärischen Strukturen sind laut Katajun Amirpur nach wie vor intakt.
Parallel zu den Angriffen auf den Iran hatten der amerikanische Präsident Trump und der israelische Ministerpräsident Netanjahu die iranische Bevölkerung dazu aufgerufen, die Gunst der Stunde zu nutzen und wieder gegen das Regime zu demonstrieren. Die Islamwissenschaftlerin findet auch dafür ganz klare Worte: "Es ist ja wohl eine absurde Vorstellung, dass die Menschen auf die Straße gehen würden, wenn sie gleichzeitig aufgrund der Angriffe um ihr Leben bangen müssen."
"Für die Demokratiebewegung ist das ein sehr, sehr großer Schaden. Denn das Regime wird auf Rache setzen."
Die Wissenschaftlerin ist überzeugt, dass die amerikanischen und israelischen Angriffe für die Menschen im Iran negative Folgen haben werden. Die Rache bekomme die iranische Bevölkerung bereits jetzt zu spüren, sagt Katajun Amirpur. Repressionen seien verstärkt worden, auch die Zahl der Verhaftungen sei gestiegen. Die Begründung: Es handle sich um Spione Israels.
Unerschütterlich? Die Macht der Islamischen Revolutionsgarden
Offizielle Zahlen, wie viele Iraner gegen das aktuelle Regime sind, gibt es nicht. "Wir lesen und hören ja immer wieder, dass es 80 bis 90 Prozent sein sollen", sagt Katajun Amipur. Das wäre also eine überwältigende Mehrheit. "Doch dann sind da noch 10 bis 15 Prozent. Und die sind nicht zu unterschätzen", gibt die Wissenschaftlerin zu bedanken. Sie seien militärisch haushoch überlegen und wirtschaftlich enorm mächtig.
Katajun Amipur meint damit die Revolutionsgarde oder die Revolutionswächter. Sie gelten als die mächtigste Stütze des iranischen Regimes.
"Es gibt Annahmen, dass die Revolutionsgarden bis zu 80 Prozent der iranischen Wirtschaft kontrollieren."
Ihnen soll eine eigene "Pepsi-Cola-Marke" gehören, ebenso eine Bahn- und Flugzeuglinie. Dementsprechend, so Katajun Amirpur, gibt es sehr viele Menschen, die in Abhängigkeitsverhältnissen zu diesen Revolutionsgarden stehen. Und das trage sicher zu einem großen Teil dazu bei, dass die Machtstruktur im Iran trotz immer wieder stattfindender Angriffe und Proteste von innen und außen so stabil bleibt.
Pershad will die Hoffnung nicht aufgeben. Doch natürlich, sagt sie, hat sie auch Angst. Vor allem, weil sie ihre Familie im Iran nicht einfach mal so kontaktieren kann. Das Regime ist dazu übergegangen, das Internet ab und anzuschalten. Für Pershad bedeutet es Folgendes, wenn sie eine Nachricht abgeschickt hat: "Wenn ich nur einen Haken sehe, ist das ein Albtraum. Dann denke ich sofort: Was ist da los? Hoffentlich leben sie noch."
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