In Israel können sich anders als in Deutschland alle über 16 impfen lassen –, wenn sie denn wollen. Doch viele wollen offenbar nicht, gerade unter den Jüngeren. Gleichzeitig sind die Infektionszahlen immer noch hoch.
Absoluter Spitzenreiter bei den Corona-Impfungen ist Israel. Dort sind schon über 40 Prozent der Bevölkerung zumindest teilweise geimpft. Zum Vergleich: In Deutschland haben knapp drei Prozent der Menschen eine erste Impfung erhalten. Doch auch in Israel läuft es nicht reibungslos, viel junge Menschen, orthodoxe Juden und Araber wollen sich nicht impfen lassen. Währenddessen steigen die Infektionszahlen.
Die Hälfte des Impfstoffs bleibt in Israel unbenutzt
Organisatorisch scheint alles reibungslos zu laufen: 200.000 Menschen könnten täglich in Israel geimpft werden. Die Impfzentren stehen bereit, jeder, der will, bekommt einen Termin. Doch die Menschen nutzen das Angebot nicht so, wie man es sich vorstellen könnte. Benjamin Hammer, Deutschlandfunk-Korrespondent in Tel Aviv, berichtet, dass sich jeden Tag nur rund hunderttausend Menschen impfen ließen. Die Hälfte der vorhandenen Impftermine bleibt also unvergeben. Das habe zur Folge, dass Impfstoff übrig bleibt, der dann unter Umständen ungenutzt entsorgt werden muss.
Weil Israel über genügend Impfstoff verfügt, können sich dort alle, die 16 Jahre und älter sind, impfen lassen. Doch gerade die Jüngeren nehmen das Angebot nicht wahr. Die Begründung: Der Verlauf sei bei jungen Menschen meist nicht so schwer.
"Die jungen Leute haben ja recht. Bei ihnen ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass sie einen schweren Covid-19-Verlauf haben. Trotzdem sind die Infektionszahlen immer noch hoch und darunter sind schwere Fälle."
Impfgegener starten Anti-Impf-Kampagnen
Ärztin Yael Paraden erklärt, dass in Israel viele Menschen wegen der Impfstoffe skeptisch sind. Laut einer Umfrage haben ein Drittel der Menschen in Israel Bedenken gegenüber der Corona-Impfung. Vor allem in den Bevölkerungsgruppen, in denen die Infektionszahlen am höchsten sind, nämlich bei den Ultraorthodoxen und bei der arabischen Bevölkerung. Impfgegner rufen über soziale Netzwerke Menschen dazu auf, Impftermine zu machen und dann nicht hinzugehen.
"Wir Ärztinnen und Ärzte wissen, wie effektiv die Impfung ist. Unter den Patienten, die wir aufnehmen, sind kaum noch welche, die beide Impfdosen bekommen haben. Deswegen sollte jede Impfdosis, die wir haben, in einen Arm gelangen."
Regierung will Vorteile für Geimpfte
Dabei sind die Infektionszahlen in Israel immer noch hoch. Jeden Tag stecken sich bis zu 6.000 Menschen mit dem Virus an. Gleichzeitig werden vorhandene Impfstoffe nicht in Anspruch genommen. Deswegen versucht die Regierung jetzt Anreize zu schaffen. Für Geimpfte soll es sogenannte Grüne Ausweise geben, mit denen man mehr Freiheiten hat und zum Beispiel ins Museum oder ins Fitnessstudio darf.
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