Seit dem Winter 2021 haben wir neue Augen im Weltall. Das James-Webb-Teleskop sieht Infrarot-Strahlen und hat unser Bild vom Weltraum schon jetzt verändert. Jetzt steht die zweite Beobachtungsrunde an.

Das James-Webb-Teleskop beginnt im Juni 2023 die zweite Beobachtungsrunde (Stand 28.05.2023). Dafür sind 249 Ziele im Universum ausgewählt worden, auf die das Gerät seine Infrarot-Sensoren richten wird. Zuvor waren 1600 Vorschläge von Forschenden aus aller Welt eingegangen.

Die typische Überbuchung

"Große Forschungsinstrumente sind immer vielfach überbucht. Es gibt viel mehr Wünsche und Ideen für Experimente damit, als das Gerät tatsächlich liefern kann", erklärt Astrophysiker Michael Büker. Diese Vorschläge kommen aus verschiedenen Teildisziplinen der Astronomie und Kosmologie. Wesentliches Ziel des Einsatzes ist es, die Entwicklung des Universums überhaupt besser zu verstehen.

"Garantiert werden mindestens 15 Prozent der Beobachtungszeit an Forschende aus Europa gegeben."
Michael Büker, Astrophysiker und Wissenschaftsjournalist

Das James-Webb-Teleskop ist das bislang größten und leistungsfähigsten Weltraumteleskop. Sein 18-teiliges Spiegelsystem ist erst im All entfaltet worden. Die Fläche ist seitdem rund 25 Quadratmeter groß. Eine europäische Ariane-Trägerrakete hat das Instrument am 25.12.2021 ins All transportiert. Die Entwicklungszeit des James Webb beläuft sich auf rund 30 Jahre. Es ergänzt die Beobachtung des Weltalls durch das Teleskop Hubble, das seit 1990 im Einsatz ist.

Das James-Webb-Teleskop hat schon jetzt unser Bild vom All verändert. Auch Objekte, die weit, weit weg sind, seien messbar größer, als bislang gedacht, erklärt Michael Büker. "Da werden zurzeit einige Theorien und Lehrbücher umgeschrieben", sagt er. Von diesen alten Galaxien seien manche erstaunlich groß, das habe man vor der optischen Kontrolle nicht für möglich gehalten.

Drama-Queens unter Beobachtung

Zu dieser großen Aufgabe der Universumsbeobachtung kommt noch das Erfassen extremer Objekte – sozusagen der Drama-Queens des Universums, wie Michael Büker sagt. Er nennt beispielsweise weiße Zwerge, Neutronensterne und schwarze Löcher. "Da spielen sich extreme Sachen ab, von denen man auf der Erde manchmal gar nichts ahnt. Und da gibt es auch viel über die Physik zu lernen", findet der Astrophysiker.

"Alles in allem funktioniert das James-Webb -Weltraumteleskop für so ein großes und kompliziertes Instrument hervorragend."
Michael Büker, Astrophysiker und Wissenschaftsjournalist
Ein frühes Farbbild des James-Webb-Teleskops aus von Juli 2022: Es zeigt die kosmischen Klippen des Carina-Nebels.
© Imago
Ein frühes Farbbild des James-Webb-Teleskops aus von Juli 2022: Es zeigt die kosmischen Klippen des Carina-Nebels.
Shownotes
James-Webb-Weltraumteleskop
Achtzehn Spiegel für ein Universum
vom 28. Mai 2023
Moderation: 
Sebastian Sonntag
Gesprächspartner: 
Michael Büker, Astrophysiker und Wissenschaftsjournalist