Vom Dachdecker zum Fachinformatiker: Max hat gewechselt und ist heute glücklich mit seiner Arbeit. Wann wir uns beruflich verändern sollten und wie es gelingt, weiß Arbeitspsychologe Martin Zeschke.
Nach acht Jahren Arbeit in seinem Handwerk ist Max kein Dachdecker mehr. Im Moment macht er noch seine Ausbildung zum Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung. Er ist im dritten Lehrjahr. Sein Fachabitur hat er dafür am Abendgymnasium nachgeholt. "Es war sau anstrengend, teilweise den ganzen Tag auf dem Dach und dann abends dann noch in der Schule", sagt Max heute.
Hautkrebs als Wechselgrund
Einer der Gründe für den Wechsel: Die Arbeit auf Dächern an der Sonne hat bei Max sogenannten weißen Hautkrebs verursacht. Zwar wurde der Krebs entfernt, aber für zwei Jahre war Max Risikopatient und musste alle drei Monate zur Kontrolle zum Hautarzt.
"Die Gefahr, dass immer mehr von dem weißen Hautkrebs entsteht, und dass der schwarze Hautkrebs hinterherkommt, ist bei mir jetzt halt sehr hoch."
Eigentlich hat er schon nach der Ausbildung gemerkt, dass er nicht bis zur Rente als Dachdecker arbeiten wird. Grundsätzlich hat ihm die Arbeit an der frischen Luft mit den Kollegen aber gefallen. Er hat ein bisschen von seiner Schüchternheit abgelegt. Umgekehrt gefällt ihm heute, dass seine Arbeit als Informatiker nicht an einen Ort gebunden ist.
"Allein die Freiheit, die man hat, die ich vorher nicht hatte: Die Möglichkeit, eigentlich von überall aus arbeiten zu können. Es ist wunderschön."
Die Freiheit den Job zu wechseln muss man sich leisten können, erklärt Martin Zeschke. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Arbeits- und Organisationspsychologie sowie der Psychologischen Methodenlehre an der Universität Leipzig.
"Wenn ich das Geld einfach brauche, dann habe ich vielleicht nicht diese Freiheit, den Job zu wechseln."
Als Gründe für einen Jobwechsel nennt er allgemein kritische Lebensereignisse. Das können sowohl positive als auch negative Ereignisse sein. Er nennt beispielsweise den Tod eines nahestehenden Angehörigen, die Diagnose einer schweren Krankheit, einen Urlaub oder die Hochzeit.
Burnout als Alarmsignal
Typische Alarmsignale, die einen Berufswechsel anzeigen könnten, sind für Martin Zeschke Burnout-Symptome. Also: Zynismus, psychische und physische Schäden – zum Beispiel Depressionszustände. Bei allgemeinerer und unspezifischer beruflicher Unzufriedenheit könne es helfen, die Gestaltungsmöglichkeiten im bestehenden Job auszunutzen. Die Gründe für die Unzufriedenheit müssten dann gesucht werden und möglichst mit Vorgesetzen dann Veränderungsoptionen besprochen werden.
"Es gibt auch Personen, die unzufrieden in ihrem Job sind, aber bleiben, weil sie wissen, was sie haben."
Info: Diese "Ab 21" ist eine Wiederholung vom 12. Januar 2023.
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- Max war früher Dachdecker und wird jetzt Fachinformatiker
- Martin Zeschke ist Arbeitspsychologe und weiß, was Menschen dazu bringt, den Job zu wechseln