Die Mehrheit der Deutschen ist weiß, Weißsein gilt als normal. Warum sollte man sich darüber Gedanken machen, was es mit sich bringt weiß zu sein? Lea Frehse hat sich mit ihrem Weißsein beschäftigt.

Lea Frehse wuchs in einer weißen Mittelschichts-Familie in Hamburg auf. Für Lea Frehse war es ganz selbstverständlich, dass sie eine gute Bildung genießen wird – es war wie ein vorgezeichneter Weg.

Sie ging auf eine Stadtteilschule mit Menschen mit vielen unterschiedlichen Hintergründen. Erst nach und nach durch Gespräche mit Mitschülerinnen und Mitschülern wurde ihr klar, dass das eben nicht für alle so ist. Zum Beispiel erinnert sie sich daran, dass jemand, der mit einer zweiten Sprache aufgewachsen war, als jemand mit Defizit galt. "Und ich nicht. Ich entsprach dem Standard, die anderen nicht."

Auch die unterschiedlichen Startchancen seien zwar immer unterschwellig präsent gewesen, thematisiert wurden sie aber nie, eine Auseinandersetzung damit fand nicht statt – auch das sei Lea Frehse erst viel später klar geworden. Sie sagt: "Ich bin erst nach und nach weiß geworden." Denn: Man müsse zunächst einmal überhaupt darauf kommen, sich die Frage nach dem eigenen Weißsein zu stellen. Erst dann könne man nach und nach hinterfragen, wie man sich in dieser Welt als Weiße bewegt.

Im Studium änderte sich der Blickwinkel

In ihrem anschließenden Studium der Politik und der Konfliktstudien setzte sich Lea Frehse dann zunächst mit dem Nicht-Weißsein auseinander.

"Ich war in der klassischen Rolle der weißen Studierenden, die sich das 'Andere' anguckt und verstehen lernt."
Lea Frehse, Journalistin

Doch das habe sie zunehmend als unangenehm empfunden, wie sie sagt. Deshalb habe sie angefangen, bewusst Texte von nicht-weißen Autorinnen zu lesen und Freunde und Bekannte auf ihre Erfahrungen anzusprechen. Zunächst habe sie das Einiges an Überwindung gekostet, doch es sei für sie wichtig gewesen, um zu verstehen, wo im Alltag die Unterschiede seien und sich die Frage "Wo werde ich anders wahrgenommen als jemand anders?" zu beantworten.

Inzwischen lebt und arbeitet Lea Frehse in Beirut, im Libanon. Zwar gehört sie als Weiße dort zu einer Minderheit, privilegiert ist sie dennoch, wie sie sagt.

“Weißsein ist nicht die Tatsache, dass man in Deutschland in der Mehrheit ist. Weißsein ist das, was damit einhergeht.“
Lea Frehse, Journalistin

Und mit diesen einhergehenden Privilegien sollte jeder weiße Mensch auseinandersetzen, wie sie sagt, und zwar "mit dem Ziel, das Sein für alle ein bisschen angenehmer zu machen".

Anti-Rassismus zum Hören (Podcasts):

  • Kanackische Welle
  • Rice and Shine
  • Hart Unfair
  • Halbe Katoffl
  • Bin ich süßsauer?
  • Feuer & Brot
  • Realitäter*innen

Antirassistische Hör- und Sachbücher:

  • Exit Racism – Tupoka Ogette
  • Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen aber wissen sollten – Alice Hasters
  • Deutschland Schwarz Weiß - Noah Sow
  • Schwarzer Feminismus – Natasha A. Kelly

Romane von BiPoC:

  • Underground Railroad – Colson Whitehead
  • Americanah – Chimamanda Ngozi Adichie
  • Menschenkind – Toni Morrison
  • Swing Time – Zadie Smith
  • Brüder – Jackie Thomae

Antirassistische Initiativen:

  • Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland
  • Each one teach one
  • Break the silence - Initiative in Gedenken an Oury Jalloh

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Shownotes
Journalistin Lea Frehse
"Ich bin erst nach und nach weiß geworden"
vom 17. Juni 2020
Moderator: 
Dominik Schottner
Gesprächspartnerin: 
Lea Frehse, Journalistin