Die Autorin Mareice Kaiser hat in einem Kommentar gefragt: Was machen eigentlich Eltern, die nicht mehr können? Seitdem erreichen sie immer mehr Nachrichten und Berichte, die zeigen, wie groß Druck und Verzweiflung in vielen Familien sind.

"Das Gefühl, das viele Eltern haben, ist: Wir werden allein gelassen und nicht bedacht", sagt Mareice Kaiser. Sie ist Chefredakteurin des Onlinemagazins edition f. "Viele Politiker leben das alte Versorger-Modell. Deswegen geben sie dem Thema keine Relevanz", so Kaiser. Dabei sei der Druck in vielen Familien nach mehreren Wochen im Ausnahmezustand immens hoch: Existenzsorgen, Home-Schooling, kaum Ausweichmöglichkeiten - auch deshalb müsse man ein bedingungsloses Krisengeld zahlen, das den Menschen wirklich helfe, meint die Journalistin.

"Die Bildungsungerechtigkeit wird noch größer."
Mareice Kaiser, Chefredakteurin edition f

Erst nach und nach komme die Debatte, wie man Familien helfen könne, in der Öffentlichkeit und der Politik an, sagt Mareice Kaiser. Familienministerin Franziska Giffey hat sich zum Beispiel am Dienstag (28.04.2020) gegen eine zu lange Schließung der Kitas ausgesprochen. Mit ausgelöst wurde diese Reaktion durch einen Kommentar der Journalistin, in dem sie unter der Überschrift "Heulend auf dem Küchenboden" auf die Situation der Familien eingeht. Unter #coronaeltern berichten seitdem viele Familien im Netz, was sie gerade erleben.

"Die gehört werden müssten, sind in der Politik nicht repräsentiert."
Mareice Kaiser, Chefredakteurin edition f

"Die Krise polarisiert und spitzt weiter zu. Denen es vorher schlecht ging, geht es noch schlechter", sagt Mareice Kaiser. "Denen es vorher gut ging, die kommen ganz gut durch die Krise." Auch sie hat die Folgen zu spüren bekommen. Mitte März hat sie ihren Job als Chefredakteurin bei dem Magazin edition f angetreten. Gleichzeitig mit ihrem ersten Arbeitstag begann die Schulschließung. Dabei sei sie sich bewusst, dass ihre Situation immer noch privilegiert sei. "Unser zu Hause ist für mich und meine Tochter ein guter Ort."

"Ich kann mir mein Leben ohne Schreiben nicht vorstellen."
Mareice Kaiser, Chefredakteurin edition f

Trotzdem vermisst auch Mareice Kaiser ein paar Dinge: "Ich möchte an einer Bar sitzen, Alkohol trinken, gute Musik hören, tanzen und irgendwann nicht allein nach Hause gehen. Das fehlt mir. Diesen Gedanken habe ich mir kurz erlaubt."

In Eine Stunde Talk erzählt die Journalistin und Autorin, wieso sie nicht aufs Schreiben verzichten kann, warum Ehegattensplitting ungerecht ist, und warum Schwarz eine der schönsten Farben für sie ist.

Wir freuen uns über eure Mails an mail@deutschlandfunknova.de

Shownotes
Journalistin Mareice Kaiser
"Wir brauchen ein bedingungsloses Krisengeld"
vom 29. April 2020
Moderation: 
Sven Preger