Mit 66 Prozent wurde Andrea Nahles zur neuen Bundesvorsitzenden der SPD gewählt. Die Vize-Bundesvorsitzende der Jusos, Jessica Rosenthal, erklärt, warum ihr dieses Ergebnis lieber ist, als der 100-Prozent-Sieg von Martin Schulz vor einem Jahr.
Jessica Rosenthal hat für Andrea Nahles gestimmt. Es sei eine Abwägungsfrage gewesen, sagt sie. Nahles habe sie mit ihrer Rede beim Sonderparteitag der Partei am Sonntag (22.4.) überzeugen können. Die neue Bundesvorsitzende habe Veränderung versprochen, und sie selbst sei jetzt gespannt auf diesen neuen Kurs, so Rosenthal.
"Es rumort in der Partei. Sie muss jetzt die Hand ausstrecken und deutlich machen, dass beim Erneuerungsprozess alle mitdiskutieren können."
Die SPD müsse auch ganz klar nach außen zeigen, dass sie nicht die Union ist, sagt Rosenthal. Ihre Partei habe andere Ziele, trotz Regierungsbeteiligung.
"Gemeinsam schaffen wir das" hatte Andrea Nahles in ihrer Rede gesagt. Aber wie viel "gemeinsam" ist da überhaupt möglich? Die Jusos waren schließlich stets gegen eine Neuauflage der GroKo.
Grundskepsis der Jusos bleibt
Die Entscheidungen von oben, wie es sie in der Vergangenheit öfter gegeben habe, würden nicht funktionieren, sagt Rosenthal. Darum glaubt sie an eine gemeinsame Strategie. Aber: "Klar bleibt eine Grundskepsis. Wir waren skeptisch, wenn es darum ging, sich in der Regierung zu erneuern. Wir sind jetzt gespannt, wie das umgesetzt werden soll."
Eine Frau an der SPD-Spitze
In 154 Jahren SPD ist Andrea Nahles die erste Frau an der Spitze der Partei. Für Rosenthal beweist das, dass Frauen in der Politik alles erreichen können.
"Ich stelle immer wieder fest, dass Politik eine Männerdomäne ist. Das war jetzt ein wichtiges Zeichen, auch für mich."
Trotzdem wurde Andrea Nahles nur mit 66 Prozent in ihr Amt gewählt. Vor einem Jahr hatte Martin Schulz noch 100 Prozent der Stimmen bekommen. Das zeige jetzt, dass die SPD keine Parteitage mehr wolle, die nur Krönungsmessen sind, meint Rosenthal. Ihr sei dieses ehrliche Ergebnis lieber, weil es auch ein Signal sei. "Sie muss jetzt die Hand ausstrecken."
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