In Hollywood liegen gerade viele neue Serien und Filme auf Eis. Grund dafür: Der Hollywood-Streik. Die Filmschaffenden kämpfen damit nicht nur für eine bessere Bezahlung - sondern auch für klare Regeln beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz.

Fachleute gehen davon aus, dass Künstliche Intelligenz nach und nach ein immer größerer Bestandteil unseres Lebens sein wird. Auch vor der Filmbranche macht KI nicht halt. Viele Schauspieler*innen und Drehbuchautor*innen sind besorgt. Die Streikenden fürchten, dass die KI in Zukunft-Drehbücher schreibt – oder statt Akteuren dann 3-D-Avatare zum Einsatz kommen.

Ab in den Körperscanner

Was nach Science Fiction klingt, ist bereits Realität, zum Beispiel in Potsdam-Babelsberg. Dort scannen in einem Filmstudio Visual-Effect-Profis Darstellende für Filme ein, die zum Beispiel als Kompars*innen eingesetzt werden können.

Das Ganze läuft so ab: Die Schauspieler*innen stellen sich in einem ziemlich futuristischen Studio, ausgekleidet mit reflektierendem Stoff, auf eine Plattform und werden komplett ausgeleuchtet. Währenddessen filmen 42 High-Tech-Kameras jeden Winkel des Körpers. Ein Rechner setzt die Aufnahmen dann zusammen. Deutschlandfunk-Nova-Reporter Robert Ackermann hat den Schauspieler Pierre Sanoussi-Bliss bei so einem Scan begleitet, der es großartig fand, da mitzumachen.

"Ich arbeite ja hier jetzt gerade an meiner Unsterblichkeit, wenn man es genau nimmt. Ich halte das Ganze für eine Entwicklung, der wir uns früher oder später stellen müssen."
Pierre Sanoussi-Bliss, Schauspieler

Die 3-D-Avatare kann man dann in einem Shop downloaden als Hintergrundkomparsen für Filme oder für animierte Architekturmodelle. Und dann in jedem Umfeld einsetzen: als Figur, die durch eine Schneelandschaft läuft oder durch eine Fußgängerzone oder durch ein Raumschiff – je nach Bedarf.

Gestik und Mimik bleiben auf der Strecke – noch

Was die KI nicht kann: Gestik und Mimik steuern. Für Blockbuster wie Matrix 4 haben die Studio-Profis aber auch schon Gesichter per Deepfake aufwendig ausgetauscht. Dafür werden bislang jedoch noch zahlreiche VFX-Designer benötigt, die monatelang an jeder Sekunde rumwerkeln. Der Chef des Filmstudios Babelsberg, Sven Bliedung von der Heide, geht aber davon aus, dass das künftig per Knopfdruck funktioniert, und wir immer mehr digitale Schauspielende erleben werden.

"Es ist jetzt schon bei großen Hollywood-Produktionen so, dass ein Großteil der Szenen komplett digital am Computer entstehen und dass auch die Schauspieler digital erstellt werden."
Sven Bliedung von der Heide, Chef des Filmstudios Babelsberg

Auch deshalb streiken viele Schauspieler*innen in den USA. Aber auch in Deutschland machen sich einige aus der Filmbranche Sorgen. Einer von ihnen ist Hans-Werner Meyer vom Bundesverband Schauspiel. Er fordert klare Regeln für die KI. Seiner Meinung nach müssen Schauspieler*innen es auch ablehnen können, dass ein Avatar von ihnen erstellt wird. Und Urheber*innen von Drehbüchern sollten selbst entscheiden, ob eine KI von ihren Werken lernen darf oder nicht. Und wenn sie zum Einsatz kommt, sollten die Autor*innen dafür vergütet werden.

Die ganze Branche steht vor Veränderungen

KI-Drehbücher, digitale Synchronstimmen und Visual-Effects – die Filmbranche könnte sich durch KI also stark verändern. Björn Stockleben von der Filmuni Babelsberg geht auf jeden Fall davon aus, dass das alles in Zukunft ziemlich automatisiert funktionieren kann.

"Das, was besonders ist bei der Künstlichen Intelligenz ist, dass es jetzt an den Kern des menschlichen Seins geht – an unseren Verstand, an unser Gehirn. Das heißt, dass im Prinzip kein Job mehr sicher ist, auch die kreativen Jobs nicht mehr."
Björn Stockleben von der Filmuni Babelsberg

KI und die Filmbranche – da gibt es noch viel zu klären. Und trotzdem gibt es auch die Stimmen, die sagen, dass Künstliche Intelligenz in Zukunft viele Chancen für spannende Produktionen bieten wird.

Shownotes
Künstliche Intelligenz
Wie KI im Film echte Menschen ersetzt
vom 14. September 2023
Moderation: 
Anke van de Weyer
Gesprächspartner: 
Robert Ackermann, Deutschlandfunk-Nova-Reporter