Der Kalikokrebs ist eigentlich im Mississippi zu Hause, inzwischen ist er aber im Oberrhein heimisch geworden und frisst dort ganze Gewässer leer.
Wahrscheinlich haben ihn mal in Baden-Baden stationierte Soldaten ausgesetzt - inzwischen hat der Kalikokrebs fast die kompletten Auengewässer des Oberrheins erobert und frisst dort die Gewässer leer. Der circa neun Zentimeter große Krebs kommt eigentlich aus den Gewässersystemen rund um den Mississippi - in den Rheinauen hat er aber seine optimale ökologische Nische gefunden, sagt Deutschlandfunk-Nova-Tierexperte Mario Ludwig.
"Temporäre, sauerstoffarme Gewässer, die ab und an austrocknen, so wie eben auch die Nebenarme des Mississippis oder jetzt des Rheins."
Das Verbreitungsgebiet des Kalikokrebses reicht von Offenburg in Südbaden bis Worms in Rheinland-Pfalz. Und mittlerweile hat er sich auch schon im Elsass ausgebreitet.
An der Pädagogischen Hochschule (PH) Karlsruhe beschäftigen sich Studenten mit der Ausbreitung und Lebensweise des Krebses. Sie wissen: Weil der Kalikokrebs hier ideale Bedingungen vorfindet und nicht allzu viele natürliche Fressfeinde hat, konnte er sich binnen weniger Jahre extrem ausbreiten und wahre Massenbestände aufbauen.
Der Kalikokrebs vermehrt sich sehr effektiv
Dass sich der Kalikokrebs so schnell ausbreiten konnte, hat aber noch einen weiteren Grund: Die Tiere vermehren sich unheimlich effektiv.
"Ein Weibchen bekommt bis zu 500 Nachkommen pro Jahr."
Deutschlandfunk-Nova-Tierexperte Mario Ludwig sagt, dass die Kalikokrebse auch sehr kurze Entwicklungszyklen haben: "Die Tiere werden schon wenige Monate, nachdem sie aus dem Ei geschlüpft sind, geschlechtsreif und können sich dann selbst fortpflanzen." Außerdem können sie längere Trockenphasen überstehen, indem sie sich im Gewässerboden eingraben - oder als andere Überlebensstrategie über Land laufen - und das ziemlich schnell - und neue Gewässer erobern.
Allesfresser Kalikokrebs wird zunehmend zum Problem
Dass der Kalikokrebs wieder verschwindet, scheint also aussichtslos zu sein. Stattdessen wird er sich zunehmend zum Problem für Flora und Fauna entwickeln, da er ein Allesfresser ist. Zu seinem Nahrungsspektrum zählen Plankton, Wasserpflanzen, Insektenlarven, Schnecken und Muscheln, aber auch Kaulquappen von Molchen und Fröschen.
Und kann der Mensch den Kalikokrebs denn selbst essen?
Ja! Das geht. Klar. Er schmeckt aber wohl leider nicht so gut. Kalikokrebse schmecken "schlammig", sagt Mario Ludwig. Es sei kein Vergleich zum guten Geschmack von anderen Flusskrebsarten.
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