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Eine Wohnung zu finden, kann zermürbend sein, vor allem in Städten. Gleichzeitig stehen fertige Wohnungen und Büros leer. Wie kann das sein? Und hilft der neue "Bauturbo", die Wohnungsnot endlich in den Griff zu bekommen?

Verzweifelte Wohnungssuche, weil es zu wenig Wohnraum gibt, das betrifft viele von uns. Wer neu in eine Stadt zieht oder auf Wohnungssuche ist, weil er oder sie mit dem Partner zusammenziehen will, hat in vielen Fällen ein Problem.

"Ich bewerbe mich jetzt schon seit über einem Monat für Wohnen in Osnabrück und ich kriege nicht mal eine Antwort."
Wohnungssuchende in Osnabrück

Besonders in deutschen Großstädten wie Hamburg, Berlin, Köln und München gestaltet sich die Wohnungssuche schwierig: Egal, auf wie viele Wohnungen sich jemand bewirbt, oftmals bekommt man noch nicht mal eine Antwort.

Geschweige denn einen Besichtigungstermin. Das ist nicht nur frustrierend, sondern auch beunruhigend, denn man weiß nicht, wie lange die Suche dauern wird und möchte ungern auf der Straße sitzen.

Und selbst wenn wir eine Bude haben, kennen die meisten von uns den einen oder die andere, die gerade auf Wohnungssuche ist und mitunter auch daran verzweifelt.

Rund eine halbe Million Wohnungen fehlen

Rund 550.000 Wohnungen fehlen in Deutschland, sagt unser Korrespondent Oliver Neuroth aus dem ARD-Hauptstadtstudio in Berlin. Er beruft sich dabei auf die Erkenntnisse eines gemeinnütziges Forschungsinstituts, des Pestel Instituts, das unter anderem im Auftrag von Städten und Gemeinden Zahlen erhebt.

Die Bauwirtschaft schätzt diese Zahl noch etwas höher ein: 700.000 Wohnungen fehlen demnach. Möglicherweise schätzt die Bauwirtschaft das Problem etwas dramatischer ein, weil der Wohnungsbau ihre Existenz sichert, sagt unser Korrespondent.

"Ich finde einfach keine Wohnung und mein Studium fängt bald an."
Wohnungssuchende in Berlin

Das Problem ist sehr vielschichtig, deswegen müssen unterschiedliche Hebel angesetzt werden, um eine Veränderung herbeizuführen. Auf bundespolitischer Ebene ist eine Gesetzesänderung vom Kabinett beschlossen worden. Der sogenannte "Bauturbo" soll nun gezündet werden, wie es die Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, Verena Hubertz (SPD) bezeichnet hat.

"München und Berlin sind die Städte mit dem größten Wohnungsmangel in Deutschland."
Oliver Neuroth, Korrespondent im ARD-Haupstadtstudio

Sie möchte künftig bürokratische Hürden deutlich verringern und Baukosten senken. Eine Baugenehmigung soll beispielsweise bereits nach zwei Monaten erteilt werden, statt wie bisher nach bis zu fünf Jahren. Zudem soll serielles Bauen gefördert werden. Die Standardisierung soll helfen, Baukosten zu senken.

Wohnungen als Spekulationsobjekte

Manche Wohnungen werden von den Eigentümern absichtlich nicht auf dem Wohnungsmarkt angeboten, sagt Oliver Neuroth. Bei diesen Wohnungen kann es sich um Kapitalanlagen oder Spekulationsobjekte handeln. Sie stehen dann einfach leer.

Schätzungsweise gibt es deutschlandweit rund zwei Millionen unbewohnte Wohnungen, sagt unser Korrespondent. Das sind ungefähr 4,5 Prozent des gesamten Wohnungsbestandes in Deutschland. Diese befinden sich aber häufig in ländlichen Gegenden.

Künftig sechsstellige Bußgelder für Leerstand?

Gegen diese Praxis möchten einige Kommunen nun vorgehen, weiß Oliver Neuroth. Sie wollen hohe Bußgelder erheben, wenn Wohnungen nicht vermietet werden und stattdessen leer stehen. Bochum und Wesseling in Nordrhein-Westfalen und Landau in Rheinland-Pfalz gehören unter anderem zu den Städten, die strikter gegen den Leerstand vorgehen wollen.

"Unsere Idee ist es, leer stehende Flächen wie Großraumbüros oder Produktionshallen temporär umzunutzen."
Paul Vogt, Architekt und Mitglied bei der Initiative Adapter e.V.

Paul Vogt ist Architekt in Stuttgart und Mitglied des Vereins Adapter. Zusammen mit anderen will er dafür sorgen, dass auch leerstehende Bürogebäude oder Fabriken mit vorgefertigten Modulen kurzfristig zu Wohnräumen umgestaltet werden können.

Selbst wenn das Land oder die Kommune bereits Baupläne für ein Gebäude hat, dauert es oft Jahre, bis diese tatsächlich umgesetzt werden, sagt Architekt Paul Vogt.

Diese Zeit des Leerstands könnte man nutzen, um solche Gebäude temporär mit architektonischen Mitteln zu Wohnräumen umzubauen. Natürlich ist auch hier die Bürokratie ein Hindernis, das es zu bewältigen gilt.

Ihr habt Anregungen, Wünsche, Themenideen? Dann schreibt uns an Info@deutschlandfunknova.de

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  • Moderation: Marcel Bohn
  • Gesprächspartner: Paul Vogt, Architekt
  • Gesprächspartner: Oliver Neuroth, ARD-Hauptstadtstudio