Der Strom fällt aus. Nicht für 30 Minuten, nicht für ein paar Stunden, sondern gleich für viele Tage. Das wäre ein Katastrophenszenario, das unsere Gesellschaft auf eine harte Probe stellen würde. Herbert Saurugg sagt, dass dieser Mega-Blackout durchaus wahrscheinlich ist.
Die Bundesregierung hat uns voriges Jahr dazu aufgefordert, uns auf einen möglichen Katastrophenfall vorzubereiten: Wir sollen Lebensmittel für zehn Tage bunkern, dazu Wasser für fünf Tage. Das klingt erst einmal dramatisch, aus welchem Grund sollten wir Notrationen für zehn Tage brauchen? Aber es muss gar nicht ein furchtbares Schreckensszenario sein - Krieg, Atomkatastrophe, Terrorismus - es reicht schon europaweiter Stromausfall: der Blackout.
"Wir sind verwöhnt, in einer sehr sicheren Umgebung zu leben. Darum sind wir nicht vorbereitet, sollte etwas größeres Unerwartetes passieren."
Herbert Saurugg beschäftigt sich seit fünf Jahren intensiv mit dem Blackout und hält ihn durchaus für einen sehr realistischen Katastrophenfall. Wenn der dann tatsächlich eintritt, wären wir aufgeschmissen, meint der Sicherheitsexperte: "Wir sind derzeit auf einem Level, auf dem wir nicht in der Lage sind, mehrere Tage Ausfälle zu bewältigen." Weil jedes Land in einer Kältewelle hohen Strombedarf hat und keine Energie exportieren kann und außerdem die Strominfrastruktur europaweit vernetzt ist, könnte ein einzelner, großer Stromausfall sich auf ganz Europa auswirken.
Nach dem Blackout würde so gut wie gar nichts mehr funktionieren, alles ist von der Stromversorgung abhängig. Wasserversorgung würde einbrechen, Telekommunikation wäre schon nach einigen Minuten platt, Logistik wäre am Ende. Tomaten im Supermarkt? Vergesst es.
Langfristige Folgen des großen Blackouts
"Das Schlimme ist, dass es nach dem Stromausfall Tage, Wochen und Monate dauern würde, bis sich die Lebensmittelversorgung wieder normalisieren wird", sagt Saurugg. Die Massentierhaltung braucht Strom, ohne Strom sterben die Tiere über kurz oder lang, eine Massenproduktion von Eiern, Milch, Fleisch würde dauern. "Aber das ist uns allen nicht bewusst."
"Ich glaube, es ist sehr wichtig, dass wir sehr viele Menschen dazu bringen, diese Notvorsorge zu treffen."
Die Menschen müssen ihre Selbsthilfe-Fähigheit zumindest für eine Woche sicher stellen, fordert Herbert Saurugg. "Es verhungert keiner nach drei Tagen", sagt er. "Aber man muss das auch psychisch aushalten können." Gerade in den Städten könnte es schnell zu Konflikten kommen.
Auch die Staaten stehen in der Pflicht
Auf der anderen Seite, auf staatlicher Ebene sei eine Umstrukturierung nötig. Mit autonomen Energiezellen würde eine größere Störung, die sich über Europa ausbreiten könnte, vermieden werden. "Aber das ist schwierig, so lange unser System so perfekt funktioniert", sagt Saurugg. "Ich fürchte, es muss erst etwas passieren, dass wir diese Schritte setzen werden."