Dieser Frühling könnte der trockenste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen werden. Auch im Winter fehlte es an Regen. Landwirtin Nina Bramm macht sich Sorgen um ihre berufliche Zukunft. Und die Prognose für diesen Sommer sieht nicht gut aus.
In den vergangenen Monaten hat es in Deutschland nicht genug geregnet. Regional gibt es Unterschiede, vor allem im Norden herrscht akute Trockenheit.
Trockenheit in vielen Regionen Deutschlands
Beispielsweise hat es in Mecklenburg-Vorpommern im April nur halb so viel geregnet wie im Vorjahr. Auch in Brandenburg und Niedersachsen ist die Lage bereits problematisch, sagt unsere Korrespondentin aus dem Hauptstadtstudio Ann-Kathrin Büüsker.
Landwirt*innen sorgen sich deshalb um die Versorgung ihres Viehs und die kommende Ernte – kurz: um ihre Existenz.
"Schon der Winter war viel zu trocken. Dann hatten wir im Frühjahr viel zu wenig Niederschläge. Und wenn wir uns da die Bilanz angucken, dann sieht es einfach richtig düster aus."
Vielleicht denkt ihr jetzt: "Moment mal, hier hat es doch gerade erst geregnet!?". Daraus könnt ihr allerdings keine Schlüsse ziehen, erklärt Ann-Kathrin. Es habe in den letzten Monaten insgesamt so wenig geregnet, dass aktuelle Regenschauer nur ein Tropfen auf dem heißen Stein sind, so unsere Korrespondentin.
Ernten gefährdet: Samen brauchen Feuchtigkeit, um zu keimen
Für die Landwirte und Landwirtinnen ist es gerade im Frühjahr schwierig, wenn die Niederschläge ausbleiben, weil sie dann aussähen. Samen brauchen nicht nur eine gewisse Temperatur, um keimen zu können, sondern eben auch Feuchtigkeit, erklärt Ann-Kathrin Büüsker.
Auch Gras zu mähen, um daraus Silage herzustellen, die man im Winter an das Vieh verfüttern kann, sei unter diesen Umständen schwierig, ergänzt unsere Korrespondentin.
"Futter kaufen, das ist wirtschaftlich nicht mehr darstellbar. Da muss ich dann an meine finanziellen Reserven rangehen. Und so sollte es nicht sein."
Die Landwirtin Nina Bramm kämpft aktuell mit genau diesen Schwierigkeiten. Sie traut sich bei der Trockenheit nicht, das Gras zu mähen. Der Grund: Sie kann sich nicht sicher sein, ob sich der Bodenbewuchs davon wieder erholen kann.
Futterreserven sind knapp
Wenn das Wetter anhaltend trocken bleibt, werden die Wiesen bald braun sein, schätzt die Landwirtin. Für dieses Jahr hat Nina Bramm noch Futterreserven vom letzten Jahr. Das hilft ihr aber nur für den Moment.
In den kommenden Jahren könnte sie immer wieder vor diesem Problem stehen. Vor vier Jahren hatte Nina Bramm die Zahl ihrer Nutztiere reduziert – das geht allerdings nicht kurzfristig.
"Wir haben kein Wachstum mehr. Es ist jetzt Mai – normalerweise gibt es jetzt Gras ohne Ende. Man sieht jeden Tag, wie es weniger wird statt mehr. Wenn es so weiter geht, sind die Wiesen bald braun."
Nicht nur existenziell, sondern auch psychisch ist das für die Landwirtin belastend. Seit der Dürreperiode im Jahr 2018/2019 hat sich Nina Bramm abgewöhnt, täglich ihre Wetter-App zu checken, weil ihre Hoffnung auf Regen zu oft enttäuscht wurde.
“Es ist schon sehr hart. Und mit jedem Tag, den es nicht regnet, wird es härter."
Welche Pflanzen von der Trockenheit besonders betroffen sind, hängt auch vom Saatgut und der jeweiligen Züchtung ab, sagt unsere Hauptstadt-Korrespondentin Ann-Kathrin Büüsker. Manche Züchtungen kommen besser mit Trockenheit zurecht als andere.
Kartoffeln und Zuckerrüben leiden zurzeit sehr. Und auch Mais hat ein Problem mit zu wenig Feuchtigkeit, berichtet sie. Getreide kann besser mit Trockenheit zurechtkommen, aber für das Auskeimen braucht es doch auch erstmal eine gewisse Wassermenge in den Böden.
"Kartoffeln und Zuckerrüben, die leiden richtig doll unter dem Wassermangel."
Der Bio-Landwirt Jonas Schulze Niehoff sagt, dass sich die Landwirtschaft ständig verändert – aber dass der Wandel jetzt immer schneller vorangehe. Er ist 2014 auf Kichererbsen umgestiegen, weil er davon überzeugt ist, dass er künftig davon besser leben kann als von den Gemüse- und Getreidearten, die er vorher angebaut hat. Der Umstieg war für ihn allerdings nicht ganz einfach.
Manche Landwirte steigen auf andere Pflanzen um
Er musste lange nach dem passenden Saatgut suchen, erzählt er. Erst nach einem halben Jahr habe er sich welches aus Italien liefern lassen können. Zusätzlich, ergänzt er, war es zunächst schwierig, Abnehmer für seine Ernte zu finden. Trotzdem hat er daran festgehalten, auf Kichererbsen umzusteigen.
"Es ist ok, dass die Landwirtschaft sich wandelt, das hat sie immer getan. Aber sie muss sich im Moment viel, viel schneller wandeln als jemals zuvor."
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