Der Humanistische Verband Deutschlands findet: Der Einfluss der Kirche in Deutschland ist zu groß. Zumindest im Vergleich zu dem der weltanschaulichen, nicht-religiösen Gemeinschaften.
In Krankenhäusern gibt es Seelsorger, mit denen die Patienten sprechen können. Die meisten Feiertage haben einen christlichen Hintergrund. Viele Kindergärten, Schulen und Pflegeheime sind in kirchlicher Trägerschaft. Wenn in Klassenzimmern ein Symbol einer Gemeinschaft an der Wand hängt, dann ist es ein Kreuz. Und oft gibt es Religionsunterricht, aber kein adäquates Pendant für Nicht-Religiöse.
Für Arik Platzek ist das zu viel Kirche in unserer Gesellschaft. Er vertritt den Humanistischen Verband Deutschlands (HVD) und hat zusammen mit Michael Bauer einen 100-seitigen Bericht herausgebracht, in dem aufgeschrieben ist, wo die Kirche einen zu großen Einfluss hat oder - umgekehrt - Nicht-Religiöse benachteiligt werden.
"Für uns wäre es ganz wichtig, dass es humanistische Begabtenförderungswerke gibt, die Studierende unterstützen, die aber nicht an die Frage geknüpft sind, welcher Konfession oder Glaubensgemeinde sie angehören."
Platzek kritisiert, dass es zu oft hauptsächlich die Kirchen sind, die bei Moral- und Wertefragen gehört werden, obwohl ein großer Teil der Deutschen inzwischen ohne Konfession lebt.
So könnte es als Zeichen der Gleichberechtigung zum Beispiel Feiertage geben, die einen humanistischen und keinen religiösen Hintergrund haben. Auch fordert Platzek, dass das kirchliche Arbeitsrecht begrenzt wird. In manchen Jobs werden nur Menschen eingestellt, die eine bestimmte Konfession haben.
Keine Verträge mit weltanschaulichen Gemeinschaften
In Staatsverträgen werden die Beziehungen zwischen Staat und Kirche geregelt, auch zum Beispiel mit islamischen Verbänden. Doch zwischen einer weltlich-humanistischen Gruppe und dem Staat gibt es keinen Vertrag. Der HVD fordert daher: Abschluss von Staatsverträgen mit allen relevanten weltanschaulichen Gemeinschaften.